525 kV unterirdisch transportiert

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Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Energie wende in Deutschland sind die derzeit geplanten drei Korridore für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) von je 400 bis 800 km Länge. Über sie sollen das Stromnetz verstärkt sowie Erzeugungs- und Verbrauchsschwankungen erneuerbarer Energien großräumig ausgeglichen werden.

Die grundsätzlich als Freileitungen konzipierten Neubaustrecken verlaufen stellenweise in der Nähe von Wohngebieten oder durch sensible Umweltzonen. Nach Möglichkeit planen Übertragungsnetzbetreiber in solchen Fällen weiträumige Alternativrouten. Ist das mit Freileitungen nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich, erlaubt der Gesetzgeber, Teilstrecken mit Erdkabeln zu realisieren.

ABB hat dafür das kunststoffisolierte (XLPE-)Gleichstromkabelsystem für Spannungen bis 525 kV entwickelt. XPLE steht für „cross-linked polyethylene“. Gegenüber den derzeit eingesetzten kunststoffisolierten Hochspannungskabeln, die Gleichstrom mit 320 kV übertragen, steigert ABB die Übertragungskapazität mit dem neuen Kabelsystem um 64 %. „Die Leistungsdichte des XPLE-Kabels ist so hoch, dass ein Erdkabel erstmals nahezu die gleiche Leistung übertragen kann wie ein Freileitungssystem“, sagt Stefan Habild, Leiter des Geschäftsbereichs Grid Systems bei ABB in Deutschland „Mit 2,6 GW ist die Maximalleistung zudem erheblich höher als die der masseimprägnierten (MI-)Kabel, die bislang die einzige Alternative zur Freileitung waren.“

Beim Einsatz von MI-Kabeln benötigen die Übertragungsnetzbetreiber zwei Kabelsysteme und somit vier Einleiterkabel, damit ein HGÜ-Korridor die gewünschte Leistung von 2 GW transportieren kann. Mit dem neuen XLPE-Gleichstromkabel ist nur ein Kabelsystem notwendig. Dadurch reduziert sich die Trassenbreite um die Hälfte. Außerdem sinken die Kosten für Transport und Installation: „Da die kunststoffisolierten Kabel viel leichter sind als die MI-Kabel, passen nun etwa 1.200 statt 500 Meter auf eine Kabeltrommel und entsprechend weniger Transporte sind nötig“, erläutert Stefan Habild. Je länger die Abschnitte, desto weniger Muffen sind außerdem notwendig, um die Kabel zu verbinden. Das bedeutet einen geringeren Aufwand für die Monteure. Hinzu kommt, dass die Muffen für die XLPE-Kabel in der Fabrik vorgefertigt und vor Ort innerhalb von nur zwei Tagen montiert werden können, während das Verbinden der MI-Kabel jeweils eine Woche erfordert.

ABB zählte mit dem XLPE-Gleichstromkabel zu den fünf Finalisten für den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft in der Kategorie Großunternehmen.