Bayern unter Strom

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Von Unterfranken bis Oberbayern – das Verteilnetz der Bayernwerk Netz GmbH erstreckt sich über den gesamten Freistaat. Für die zuverlässige Energieversorgung spielen Umspannwerke eine Schlüsselrolle. An diesen zentralen Knotenpunkten der Strominfrastruktur setzt das Bayernwerk auf gasisolierte Schaltanlagen von ABB.

Die Wiege der industriellen Stromerzeugung Bayerns steht am Walchensee. Als das dortige Speicherkraftwerk 1924 fertiggestellt wurde, gehörte es zu den größten Wasserkraftanlagen der Welt. Heute gilt es mit einer Jahresleistung von 300 Mio. kWh nach wie vor als eines der wichtigsten Hochdruckspeicherkraftwerke in Deutschland. Zur Anlage gehört auch das Freiluftumspannwerk Kochel, das einen wichtigen Knotenpunkt für die Energieversorgung in den bayerischen Voralpen bildet. Bereits 2007 hat ABB das Umspannwerk mit einer gasisolierten Schaltanlage (GIS) vom Typ ELK-04 mit vier Feldern erweitert. Um jetzt eine zusätzliche Freileitung aus dem benachbarten Murnau anzuschließen, muss ein weiteres Feld hinzugefügt werden. Weil eine luftisolierte Schaltanlage oder ein Hybridfeld sämtliche Platzreserven erschöpfen würde, hat das Bayernwerk als zuständiger Netzbetreiber ABB mit der Lieferung einer kompakten GIS beauftragt. Deren Montage ist für das Frühjahr 2019 geplant. Michael Schwarz vom Vertrieb Energietechnik/ Hochspannung bei ABB nennt die Vorteile der GIS-Lösung: „Der geringe Platzbedarf reduziert den Aufwand bei der Installation. Zudem ist die GIS bestens vor Umwelteinflüssen geschützt. Durch die spezielle Kapselung erreichen wir eine besonders hohe Verfügbarkeit.“

Bestes Komplettpaket
Das Bayernwerk und ABB blicken mittlerweile auf eine jahrzehntelange Partnerschaft und eine Vielzahl an gemeinsamen Projekten zurück. Martin Thaller, Anlagen- und Systemtechniker bei der Bayernwerk Netz GmbH, schätzt die Zusammenarbeit in doppelter Hinsicht: „Als Technologieführer bei den gasisolierten Schaltanlagen realisiert ABB Lösungen, die unsere Anforderungen sowohl von technischer als auch von wirtschaftlicher Seite in vollem Umfang erfüllen.“ Bei Schaltanlagen ist die Ausfallsicherheit ein zentrales Kriterium. Aber auch der Platzbedarf spielt eine immer wichtigere Rolle, weil die räumliche Erweiterung von Umspannwerken oft nur begrenzt oder gar nicht möglich ist.

Audi redundant versorgt
Genau diese Herausforderung stellte sich auch beim Umspannwerk, das den Audi-Stammsitz in Ingolstadt mit Energie versorgt. Seit Anfang des Jahres ist dort eine ELK-04 in Hybridausführung in Betrieb, die das Freiluftumspannwerk um ein Feld erweitert. Die entscheidenden technischen Vorteile: Der Leistungsschalter lässt sich warten, während die Sammelschienen in Betrieb bleiben. Die feste Verrohrung bis unter die Sammelschienen und die kurze Verseilung machen die Anlage besonders kurzschlussfest. Für maximale Ausfallsicherheit hat ABB damit eine redundante Versorgung realisiert und es konnte eine Verbindung zu einem anderen Umspannwerk hergestellt werden. Weil eine Vielzahl an Parametern bereits im Werk vorgeprüft worden war, fiel die Montagedauer vor Ort deutlich kürzer aus als gewöhnlich.

„ABB realisiert Lösungen, die unsere Anforderungen sowohl von technischer als auch von wirtschaftlicher Seite in vollem Umfang erfüllen.“

17 moderne Felder für Würzburg
Auch bei der dritten Ausschreibung des Bayernwerks im Jahr 2018 hat ABB den Zuschlag erhalten. Die Aufgabe: das in die Jahre gekommene Umspannwerk Dürrbachau zu modernisieren, das einen zentralen Einspeisepunkt für die Energie versorgung der Stadt Würzburg darstellt. Mit 17 Feldern gehört Dürrbachau zu den großen GIS-Umspannwerken in Deutschland. Eine Besonderheit ist, dass die Bereiche des Bayernwerks und der Mainfranken Netze, die sich das Umspannwerk teilen, in separaten Gebäuden untergebracht und durch Brandschutzwände getrennt sind – eine Ausnahme in der Hochspannungstechnik. Die GIS-Sammelschiene wird durch die Wände geführt. Ein Ausfall des Umspannwerks Dürrbachau hätte schwerwiegende Folgen: Es bestünde die Gefahr, dass Teile der 130.000 Einwohner im Dunkeln sitzen. Um ein solches Szenario zu verhindern, machte das Bayernwerk eine klare Vorgabe: Bei Arbeiten an der Anlage dürfen maximal zwei Felder abgeschaltet werden. Michael Schwarz erklärt, wie ABB dieser Anforderung gerecht wird: „Indem wir die Felder geschickt anordnen und Gaszwischenräume vorsehen, erfüllen wir die Vorgabe des Bayernwerks und erreichen eine extrem hohe Ausfallsicherheit.“ Die Anordnung der GIS-Komponenten als Doppelsammelschiene steigert diese noch einmal. So können im Bedarfsfall einzelne Abzweige dem anderen Teilnetz zugeordnet werden. Das geplante Konzept ist wartungsarm, ermöglicht längere Instandhaltungsintervalle und erhöht die Versorgungssicherheit. Die Lieferung der 17 Felder startet im Jahr 2020.