Das Konzept des digitalen Zwillings dient auch als Inspiration für Kunstschaffende. So ist die Idee einer vernetzten Welt und eines digitalen Paralleluniversums ein beliebtes Muster in der Science–Fiction–Literatur. „Neuromancer“ von William Gibson ist ein Science-Fiction-Klassiker aus den 1980er Jahren. Gibson stellt eine dystopische Zukunft vor, in der künstliche Intelligenzen und virtuelle Realitäten eine zentrale Rolle spielen. Der Protagonist Case wird von einer künstlichen Intelligenz namens Dixie Flatline unterstützt, die als digitales Abbild eines verstorbenen Computerhackers existiert.
Ein neueres Beispiel ist „Der Zwillingscode“ von Margit Ruile, ein Thriller über KI und das Internet der Dinge. Die gebürtige Augsburgerin legt die Handlung in eine Welt, in der digitale Zwillinge Maschinen und Alltagsgegenstände miteinander vernetzen. Doch nicht nur in der Fiktion, sondern auch in der sogenannten E-Culture spielen digitale Zwillinge eine Rolle. Während des Lockdowns haben Wissenschaftler und Techniker der Universität Stuttgart ein virtuelles Modell des Theaters im Residenzschloss Ludwigsburg erstellt. Das Team hat das Schlosstheater aus dem 18. Jahrhundert mithilfe eines 3D-Scanners millimetergenau digital erfasst. Das Ziel war es, einen digitalen Zwilling des Theaters zu erstellen, der in virtueller und erweiterter Realität erlebt werden kann. Das Modell ermöglicht es, Theaterstücke aus der Zeit von Herzog Carl Eugen oder König Friedrich auf der Bühne nachzuerleben. Zudem wird der Blick hinter die Bühne und die Kulissen ermöglicht, sodass die historische Bühnenmaschinerie im Modell bedient und bewegt werden können