Die Zukunft der Arbeit: Wandel als Teil unserer Geschichte

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Unsere Arbeitswelt ist im Umbruch: Digitalisierung, Automatisierung, Remote Working und der Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance stellen Gewohntes auf den Kopf. Doch ein Blick in die (Kultur-)Geschichte der Arbeit zeigt: Wandel und Umbruch sind keine Ausnahme, sondern ein kontinuierliches zugrundeliegendes Muster der Arbeit. Kommen Sie mit uns auf eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Arbeit.

Arbeit im Wandel der Geschichte: Von der Antike bis zum Vor­abend der Industriellen Revolution

In der griechischen und römischen Antike war Arbeit mit körperlicher Tätigkeit und zumeist mit Sklaverei verbunden. Die Gesellschaft teilte sich in Sklaven für manuelle Arbeiten, während freie Bürger sich geistigen, handwerklichen oder politischen Tätigkeiten widmeten. Körperliche Arbeit wurde als etwas Niedriges betrachtet, nicht geeignet für freie Menschen. Was heute als Faulenzen und Sozialbetrug geahndet würde, verherrlichte Homer als den Müßiggang des Adels und sah körperliche Arbeit als minderwertig an.

Im Mittelalter erlebte das Verständnis von Arbeit einen bedeutenden Wandel. Die christliche Interpretation prägte die Einstellung zur Arbeit. Anders als in der Antike wurde Arbeit nicht mehr als Bürde betrachtet, sondern als Weg zur Erfüllung und möglicherweise zur Erlösung. Faulheit und Müßiggang wurden plötzlich zu Sünden, da der Mensch geboren ist, um zu arbeiten und Gott zu dienen. Ein wesentliches Konzept, das sich damals herausbildete, war die Arbeitswoche mit dem Sonntag als Ruhetag, inspiriert von der biblischen Schöpfungsgeschichte. Im Vergleich zu antiken Zeiten erlebte somit der Arbeitsbegriff im Mittelalter eine erhebliche Aufwertung. Die Einführung eines freien Tages kann auch als eine frühe Form des Strebens nach einer guten Work-Life-Balance gesehen werden. Im Arbeiten einen höheren Sinn, einen Purpose, zu sehen, ist heute ebenfalls wieder aktuell.

Quelle: DALL-E

Arbeiten von zuhause? Gar nicht so neu!

Im mittelalterlichen Europa war das Konzept „Wohnen und Arbeiten unter einem Dach“ für Händler und Handwerker eine gängige Praxis. Für Handwerker, wie Schmiede, Schneider, Tischler, Schuster oder Bäcker, war das eigene Haus gleichzeitig die Werkstatt und der Verkaufsort. Typischerweise befand sich die Werkstatt im unteren Teil des Hauses mit einem direkten Zugang zur Straße. Dies ermöglichte es, die Waren und Dienstleistungen unmittelbar den vorbeigehenden Kunden anzubieten. Die Familie lebte meist in den oberen Stockwerken oder in den hinteren Teilen des Hauses.

Diese enge Verbindung zwischen Wohn- und Arbeitsraum im Mittelalter spiegelt die damalige sozioökonomische Struktur wider, in der Arbeit und Privatleben stark miteinander verwoben waren. Es gab eine klare Verzahnung des beruflichen und privaten Lebens, die für die Menschen dieser Zeit charakteristisch war. Dieses Konzept wurde durch die Veränderung der Produktionsstrukturen aufgebrochen.

Denken in Prozessschritten

Bereits vor der industriellen Revolution setzte der Trend ein, Arbeit und Wohnen zu trennen. Grund hierfür war der Siegeszug der Manufakturen. Unterschiedliche Arbeiter leisten ihren Beitrag zu einem Gesamtprodukt. So arbeiteten beispielsweise Tischler, Schlosser und Maler zusammen in einer Kutschenmanufaktur. Diese Form der Produktion erwies sich für die Manufaktur-Besitzer als effizienter und kostengünstiger, da sie nicht jedes Einzelteil separat in Auftrag geben oder einkaufen mussten.

Die Arbeit in den Manufakturen war zwar produktiver, aber immer noch größtenteils Handarbeit, wie der Begriff selbst verrät: „Manus“ steht im Lateinischen für Hand, „facere“ bedeutet herstellen – also „mit der Hand hergestellt“.

Die vier Industriellen Revolutionen

Mit dem Beginn der (ersten) Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert erlebte die Arbeitswelt eine radikale Umgestaltung. Die etwa 1760 einsetzende Industrialisierung war gekennzeichnet durch die Einführung mechanisierter Produktionsmittel, insbesondere durch die Nutzung der Dampfmaschine. Diese Ära brachte den Übergang von manueller Arbeit und handwerklicher Produktion hin zu maschineller Fertigung in Fabriken. Wichtige Branchen wie die Textilindustrie wurden durch Erfindungen wie den mechanischen Webstuhl revolutioniert, automatisiert.

2. Industrielle Revolution (ca. 1870–1914):
In der zweiten industriellen Revolution stand die Massenproduktion im Mittelpunkt, angetrieben durch Innovationen wie Elektrifizierung und das Fließband. Die Elektrifizierung von Fabriken steigerte durch den Einsatz elektrischer Maschinen Produktivität und Effizienz der Produktion erheblich. Die neuen Maschinen waren leistungsstärker und zuverlässiger als dampf- oder wasserbetriebene Vorläufer, was die Produktionsgeschwindigkeit und -menge steigerte. Zudem erlaubte die Unabhängigkeit von zentralen Antriebsquellen eine flexiblere Anordnung der Maschinen in den Fabriken, was die Raum- und Prozesseffizienz verbesserte. Und die Einführung des Fließbandes, vor allem in der Automobilindustrie durch Henry Ford, revolutionierte die Produktionsprozesse. Die Arbeitswelt wurde durch den Taylorismus geprägt, eine Arbeitsorganisation, die auf der maximalen Effizienz von Arbeitsschritten basiert. Dies führte zu einer Zunahme der Produktivität, aber auch zu monotoner, repetitiver Arbeit für viele Fabrikarbeiter.

3. Industrielle Revolution (ca. 1970er bis späte 1990er Jahre):
Die dritte industrielle Revolution, oft als digitale Revolution bezeichnet, wurde durch den Aufstieg der Elektronik, des Computers und der Informationstechnologie gekennzeichnet. Die Einführung des Personal Computers und die Entwicklung des Internets revolutionierten die Art und Weise, wie Unternehmen und Individuen arbeiten und kommunizieren. Automatisierung und Computerisierung ermöglichten es, viele Produktionsprozesse effizienter und flexibler zu gestalten. Diese Revolution führte auch zur Globalisierung der Wirtschaft, da Informationstechnologien die Kommunikation und den Handel über große Entfernungen erleichterten.

4. Industrielle Revolution (21. Jahrhundert):
Heute sind wir mittendrin in der vierten industriellen Revolution, oft als “Industrie 4.0” bezeichnet. Diese Ära ist durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Produktionsmitteln und -prozessen gekennzeichnet. Schlüsseltechnologien sind hierbei das Internet der Dinge (IoT), künstliche Intelligenz, Robotik, Big Data und fortgeschrittene Analyseverfahren. Diese Revolution führt zu einer weiteren Automatisierung, in der Maschinen und Systeme in der Lage sind, autonom zu kommunizieren und Entscheidungen zu treffen. Die Rolle des Menschen in der Produktion verschiebt sich zunehmend in Richtung Überwachung, Wartung und Optimierung dieser intelligenten Systeme. Zugleich entstehen neue Berufsfelder im Bereich der Datenanalyse, Softwareentwicklung und Systemintegration.

Von der Geschichte lernen: Die Arbeit der Zukunft

Zukünftige Entwicklungen in der Arbeitswelt sind schwer vorherzusagen, doch eines ist sicher: Neue Technologien werden wie auch in der Vergangenheit die Art und Weise, wie wir arbeiten, was wir arbeiten und wo wir arbeiten, prägen. Wer zukünftig erfolgreich sein will, muss Antworten und Lösungen für die zentralen Megatrends haben.

Digitalisierung & KI

Eines der drängendsten Themen ist die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung. Mit dem Vormarsch disruptiver Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Robotik müssen Arbeitskräfte neue Fähigkeiten entwickeln, um mit der Evolution der Arbeit Schritt zu halten. Dies impliziert eine Verschiebung von traditionellen, manuellen Fertigkeiten hin zu abstrakteren Kompetenzen in der Datenanalyse, Softwareentwicklung und dem Technologiemanagement. Es stellt sich hierbei die Herausforderung, wie das Bildungs- und Weiterbildungssystem sich anpassen muss, um diese neuen Anforderungen zu erfüllen.

ABB hat KI und maschinelles Lernen bereits in zahlreiche Produkte und Lösungen eingebettet. Einige Anwendungsbeispiele sind:

  1. Predictive Maintenance: ABB nutzt KI und maschinelles Lernen, um Predictive-Maintenance-Lösungen zu entwickeln. Diese analysieren kontinuierlich Betriebsdaten, um potenzielle Ausfälle oder Probleme vorherzusagen. Kunden können so Wartungsarbeiten planen und unerwartete Stillstände vermeiden, was zu verbesserter Anlagenverfügbarkeit und Kosteneinsparungen führt.
  2. Optimierung von Prozessen: Durch die Analyse großer Datenmengen lassen sich Muster und Trends erkennen, um Produktionsprozesse zu optimieren. Dies umfasst beispielsweise Energieoptimierung, Verbesserung der Produktqualität und Steigerung der Produktionsleistung.
  3. Automatisierung und Robotik: ABB integriert KI-Algorithmen in Roboter und automatisierte Systeme, um sie intelligenter und flexibler zu machen. Dadurch können Roboter sich an verschiedene Arbeitsumgebungen anpassen, komplexe Aufgaben bewältigen und effizienter mit Menschen zusammenarbeiten.
  4. Energieeffizienz: Durch die Analyse von Energieverbrauchsdaten bietet ABB Lösungen zur Verbesserung der Energieeffizienz an. Kunden erhalten Empfehlungen, um den Energieverbrauch zu optimieren und Betriebskosten zu senken.

Demo­grafischer Wandel: Fachkräfte­mangel und Arbeits­effizienz

Der demografische Wandel führt zu tiefgreifenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Nahezu alle Industrieländer erleben eine zunehmende Alterung ihrer Bevölkerung, was sich in einer älter werdenden Belegschaft widerspiegelt. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Fähigkeiten und Erfahrungen älterer Mitarbeiter effektiv zu nutzen und gleichzeitig die Zusammenarbeit in multigenerationalen Teams zu fördern. Dies erfordert eine Anpassung der Arbeitsmodelle, um flexibler und ergonomischer auf die Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen einzugehen. Zugleich führt der demografische Wandel zu einem Fachkräftemangel.

Um im globalen Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte bestehen zu können, müssen Unternehmen daher nicht nur attraktive Arbeitgebermarken aufbauen, sondern auch gezielte Strategien zur Talentbindung entwickeln. ABB hat schon früh den Wandel des Arbeitsmarktes antizipiert und Lösungen entwickelt, die Unternehmen helfen, effizienter zu arbeiten und den Fachkräftemangel durch den Einsatz von Innovationen abzufedern.

Das beginnt bei der Elektroinstallation – z.B. mit KNX-Lösungen, die es Installateuren deutlich vereinfachen, Elektronikkomponenten zu installieren, in Betrieb zu nehmen und zu warten. Durch die Fernwartung von einfachen Systemen und komplexen Anlagen entfallen zeitaufwändige Anfahrtswege, um die Systeme vor Ort zu prüfen. Zudem bietet ABB Industriekunden zahlreiche auch Remote-Lösungen an, um Motoren, Maschinen oder Anlagen nicht nur zu überwachen, sondern auch gleich zu warten. Darüber hinaus hat ABB seit nunmehr 50 Jahren eine breite Palette von Robotern im Portfolio, die dazu beitragen, repetitive und zeitaufwändige Aufgaben zu automatisieren. Durch den Einsatz von Robotern können Unternehmen ihre Produktivität steigern und den Bedarf an menschlicher Arbeitskraft reduzieren. So übernehmen bereits heute Cobots Aufgaben wie Schweißen oder Palettieren und entlasten somit die Belegschaft.

Home Office & neue Arbeits­modelle

Die Pandemie hat die Arbeitswelt in eine Ära der Remote-Arbeit und flexibler Arbeitsmodelle geführt. Diese Veränderung bietet Chancen für eine verbesserte Work-Life-Balance und reduzierte Pendelzeiten, erfordert jedoch auch neue Ansätze, um Produktivität in einem virtuellen Umfeld zu gewährleisten. Bei der Gestaltung des idealen Home Office gilt es einiges zu beachten. Auch hier hat ABB smarte Lösungen, etwa für perfekte Temperatursteuerung, die normgerechte Beleuchtung oder das Einbinden von smarten Devices.

Die Art und Weise des Arbeitens wird sich in den kommenden Jahren auch noch weiter stark verändern und das hat Auswirkungen auf Industrieanlagen, Produktion, Gebäudeautomatisierung und Vernetzung. Deswegen arbeitet unser Forschungs- und Entwicklungsteam bereits heute an den Lösungen der Zukunft.

Bei Fragen und Anmerkungen einfach melden unter: destination.zukunft@abb.com.