Mieterstrom: Wie Mehrfamilienhäuser zu Kraftwerken werden

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Wenn ein Mehrfamilienhaus nicht nur Energie verbraucht, sondern diese auch selbst erzeugt, wird die Energiewende für Hausbewohner und Eigentümer greifbar. So wird mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach aus einem Mehrfamilienhaus ein kleiner Versorger, der Strom direkt an seine Bewohner weitergibt. Dieses Prinzip nennt sich Mieterstrom und rückt die Energiewende mitten in die Städte und Gemeinden. Und wie in einer klassischen Win-Win Situation profitieren sowohl Mieter als auch Vermieter vom Mieterstrommodell.

Mieterstrommodell: Ein Plus für Mieter und Vermieter

Wer sich als Mieter für das Mieterstromkonzept entscheidet, erhält nicht nur Ökostrom vom Dach, sondern zahlt auch weniger. Denn der Gesetzgeber schreibt vor, dass der Preis für Mieterstrom höchstens 90 Prozent des lokalen Grundversorgungstarifs betragen darf. Zusätzlich entfallen Gebühren wie Netzentgelte oder Konzessionsabgaben, die bei klassischen Tarifen anfallen. Damit macht das Modell die Energiewende nicht nur sichtbar, sondern auch finanziell spürbar.

Der politische Druck wächst: Seit Mai 2022 besteht in mehreren Bundesländern, darunter Baden-Württemberg, eine Solarpflicht für Neubauten. Auch bei Sanierungen rückt die Photovoltaik immer häufiger in den Vordergrund. Entsprechend groß ist das Potenzial für Mieterstrommodelle, die aus dem Gebäudesektor eine treibende Kraft der Energiewende machen.

Mieterstrom eröffnet auch Eigentümern und Immobilienbetreibern neue Perspektiven. Wer eine Solaranlage installiert, steigert nicht nur den Wert seiner Gebäude, sondern erschließt sich eine zusätzliche Einnahmequelle. Überschüssige Energie wird weiterhin ins öffentliche Netz eingespeist und vergütet, doch der Großteil des erzeugten Stroms kommt direkt den Mietern zugute. Damit vereint das Modell wirtschaftliche Vorteile mit ökologischer Wirkung.

Contracting oder Enabling?

In der Praxis haben sich zwei Wege etabliert. Beim Contracting übernimmt ein externer Dienstleister die Planung, Finanzierung und den Betrieb der Anlage – das Risiko für den Eigentümer bleibt gering, die Rendite allerdings ebenfalls. Beim Enabling-Modell dagegen werden Eigentümer selbst aktiv und verkaufen den Solarstrom direkt an ihre Mieter. Damit treten sie in die Rolle eines Energieversorgers – mit allen Chancen, aber auch Pflichten: von der Gewerbeanmeldung über die Abstimmung mit Netzbetreiber und Bundesnetzagentur bis hin zur Abrechnung und Vertragsgestaltung.

Ob groß oder klein – jedes Projekt benötigt ein Messkonzept. Es regelt, wie Stromflüsse erfasst, voneinander abgegrenzt und korrekt abgerechnet werden. Die Abstimmung mit dem Netzbetreiber ist unverzichtbar, denn er genehmigt die technische Ausführung. In Deutschland gibt es rund 800 Energieversorgungsunternehmen, und jedes stellt eigene Anforderungen an die Technischen Anschlussbedingungen.

Virtuell oder physisch?

Zwei Varianten sind gängig: Beim virtuellen Modell werden die Zählerstände der einzelnen Wohnungen und der Solaranlage rechnerisch miteinander verrechnet. Wer nicht teilnimmt, wird herausgerechnet – eine Lösung vor allem für kleinere Häuser mit bis zu zehn Wohneinheiten. Beim physischen Modell hingegen misst ein zentraler Zähler den gesamten Strombedarf. Hier kommen oft Wandleranlagen zum Einsatz, manche Netzbetreiber verlangen zusätzlich ein doppeltes Sammelschienensystem, um Teilnehmer und Nicht-Teilnehmer sauber zu trennen. Dieses Modell ist besonders für größere Gebäude geeignet.

Damit Mieterstrom in der Praxis funktioniert, braucht es die passende Technik. ABB und Striebel & John liefern dafür maßgeschneiderte Lösungen. Die Mess- und Wandlerschränke von Striebel & John sind speziell auf komplexe Mehrfamilienhaus-Szenarien ausgelegt und lassen sich flexibel skalieren – von kleinen PV-Anlagen mit virtueller Messung bis hin zu großen Liegenschaften mit physischen Konzepten.

Mit dem browserbasierten ComfortPlaner wird die Planung einfacher: Bis zu 100 Zählerplätze können intuitiv, normgerecht und direkt mit Großhandelssystemen verknüpft konfiguriert werden. ABB wiederum ergänzt das Portfolio mit Komponenten wie Schutzschaltern und intelligenten Messsystemen, die präzise Erfassung und verlässliche Abrechnung gewährleisten. So entsteht eine Schnittstelle zwischen Erzeugung, Verbrauch und Netz, die langfristig Sicherheit und Transparenz garantiert.

Förderungen beschleunigen Investitionen

Ein weiterer Pluspunkt: Mieterstromprojekte profitieren von attraktiven Förderprogrammen. Neben dem Mieterstromzuschlag nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz stehen etwa die Bundesförderung für effiziente Gebäude oder verschiedene KfW-Programme bereit. Auch Länder, Städte und Kommunen bieten eigene Zuschüsse oder steuerliche Anreize. Ein Blick auf die regionale Förderlandschaft lohnt sich – häufig macht die Kombination mehrerer Programme den entscheidenden Unterschied.

Mehrwert für alle

Mieterstrom ist ein Modell, das allen Beteiligten zugutekommt. Mieter genießen günstigen und nachhaltigen Strom aus der unmittelbaren Umgebung. Eigentümer steigern die Attraktivität und den Wert ihrer Immobilien und sichern sich neue Einnahmen. Für Planer und Elektroinstallateure entstehen zusätzliche Geschäftsfelder rund um Photovoltaik, Messkonzepte und Anlagenbetrieb. Und die Gesellschaft insgesamt profitiert von reduzierter Netzauslastung und sinkenden CO₂-Emissionen.

Mit der richtigen Planung, einem klaren Messkonzept und zuverlässiger Technik lässt sich das Modell wirtschaftlich umsetzen – und bringt die Energiewende direkt in den Alltag.

Du planst ein Projekt im Neubau oder Bestand? Die Expertinnen und Experten von ABB sowie Striebel & John unterstützen bei Mess- und Verteilkonzepten, Zählerplatzplanung und intelligenter Messinfrastruktur – für eine sichere Umsetzung, eine verlässliche Abrechnung und einen schnellen Start in den Betrieb.

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