Beim Wechsel zwischen den Stromquellen in einer Netzumschaltanlage wird zwischen einer offenen und einer geschlossenen Netzumschaltung unterschieden. Beide Ansätze haben spezifische Eigenschaften und werden je nach Anforderung an die Stromversorgung und Sicherheit gewählt:
- Offene Netzumschaltung (Open Transition): Bei einer offenen Netzumschaltung gibt es eine kurze Unterbrechung der Stromversorgung während des Umschaltvorgangs. Wenn von der Hauptstromquelle auf die Ersatzquelle (oder umgekehrt) umgeschaltet wird, wird die Verbindung zur ersten Quelle vollständig getrennt, bevor die Verbindung zur zweiten Quelle hergestellt wird. Diese kurze Unterbrechung, die in der Regel nur wenige Sekunden oder Millisekunden dauert, ist in vielen Anwendungen akzeptabel, jedoch nicht dort, wo eine kontinuierliche Stromversorgung unbedingt erforderlich ist, wie in kritischen Bereichen in Krankenhäusern oder Datenzentren. Die sekundäre Infrastruktur, wie z.B. das Belüftungssystem, kann oftmals eine kurze Unterbrechung beim Wechsel der Quellen aushalten.
- Geschlossene Netzumschaltung (Closed Transition): Bei der geschlossenen Netzumschaltung erfolgt der Wechsel zwischen den Stromquellen ohne Unterbrechung. Hierbei überlappen sich die Verbindungen zu den beiden Stromquellen für eine kurze Zeit. Das bedeutet, für einen Moment sind beide Quellen gleichzeitig verbunden, bevor die alte Verbindung getrennt wird. Diese Methode wird in kritischen Anwendungen eingesetzt, in denen selbst eine sehr kurze Unterbrechung der Stromversorgung nicht toleriert werden kann. Die geschlossene Umschaltung ist technisch komplexer und teurer als die offene Umschaltung.
Die Wahl zwischen offener und geschlossener Netzumschaltung hängt von den spezifischen Anforderungen der Anlage und der Bedeutung der kontinuierlichen Stromversorgung für den jeweiligen Betrieb ab.
Auch bei der Art und Weise, wie die Umschaltung von einer Stromquelle auf eine andere erfolgt, gibt es Unterschiede. Zu den Umschaltmethoden zählen manuelle, motorisierte und automatische Umschaltungen (Automatic Transfer Switch, ATS). Jeder Ansatz hat spezifische Anwendungsbereiche und Vorteile.
Bei der manuellen Umschaltung muss ein Bediener physisch einen Schalter betätigen, um die Stromquelle zu wechseln. Diese Art der Umschaltung macht für einfache oder kleinere Anlagen Sinn, wo es kein kritisches Erfordernis für eine schnelle oder häufige Umschaltung gibt. Dazu zählen etwa kleine Gewerbebetriebe, bei denen die Stromversorgung nicht kontinuierlich kritisch ist und es praktikabel ist, dass jemand vor Ort ist, um den Umschaltvorgang manuell durchzuführen.
Motorisierte Umschaltungen verwenden einen elektrisch betriebenen Mechanismus, um den Umschaltvorgang durchzuführen. Im Gegensatz zur manuellen Umschaltung erfordert dieser Prozess keine direkte physische Einwirkung eines Bedieners, kann aber dennoch manuell gesteuert werden, oft über Fernsteuerungssysteme. Diese Art der Umschaltung findet man häufig in mittleren bis größeren Anlagen, wie mittelgroßen Industriebetrieben, wo die Notwendigkeit einer schnelleren Umschaltung besteht, aber eine vollständige Automatisierung noch nicht erforderlich ist.
Die Königsklasse ist die automatische Netzumschaltung (ATS). Sie bietet die fortschrittlichste Form der Umschaltung. Hierbei erfolgt der Wechsel zwischen den Stromquellen vollautomatisch, ohne dass menschliches Eingreifen erforderlich ist. ATS-Systeme werden typischerweise in kritischen Anwendungen eingesetzt, wie in Krankenhäusern, Datenzentren und wichtigen industriellen Anlagen, bei denen eine verlässliche Stromversorgung entscheidend ist. Diese Systeme erkennen automatisch einen Stromausfall oder eine Störung der Hauptstromquelle und schalten dann sofort auf die Ersatzstromquelle um, wodurch die Kontinuität und Sicherheit der Stromversorgung gewährleistet wird.
Die Auswahl zwischen manuellen, motorisierten und automatischen Umschaltungen (ATS) ist abhängig von Faktoren wie der Größe der Anlage, der Wichtigkeit einer zuverlässigen Stromversorgung und der Verfügbarkeit von Personal zur Überwachung des Systems. Manuelle Umschaltungen sind kostengünstig und einfach, aber weniger schnell. Motorisierte Umschaltungen bieten mehr Bequemlichkeit und Schnelligkeit, während ATS-Systeme die höchste Zuverlässigkeit und Automatisierung für kritische Anwendungen bieten.