Praxistipp: Risiken beim Tausch defekter Bauteile vermeiden

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In jeder Produktion gilt es, Stillstände zu vermeiden. Dennoch kann es passieren, dass Maschinen ausfallen. Fehlersuche und Instandsetzung müssen dann schnell erfolgen, damit nicht zu viel wertvolle Produktionszeit verloren geht und der durch den Stillstand entstandene der Schaden auf ein Minimum reduziert wird. Defekte Bauteile werden entsprechend zügig ausgetauscht, um den Betrieb zeitnah wieder aufzunehmen. Doch was passiert, wenn es sich um eine Komponente handelt, die das sichere Arbeiten an einer Maschine gewährleisten muss?

Das Vorgehen ist dann nicht mehr so einfach: In vielen Betrieben wird mit Anlagen produziert, bei denen die Bediener regelmäßig in den Gefahrenbereich der Maschinen eingreifen müssen. Berührungslos wirkende Schutzeinrichtungen sind zwingend erforderlich, beispielsweise in Form einer optischen Schutzeinrichtung. Dringt der Bediener einer Anlage mit einem Körperteil in den Gefahrenbereich einer Maschine ein, löst die Schutzeinrichtung mittels optoelektronischer Sensoren einen Maschinen-Stopp aus. Entscheidend ist dabei, dass die Schutzeinrichtungen in der vom Hersteller der Maschine vorgegebenen Zeit reagieren. Denn von der Reaktionszeit bis zum Maschinen-Stopp hängt der Sicherheitsabstand ab.

An dieser Stelle zeigt sich, warum dem Tausch von defekten Bauteilen, die die Arbeitssicherheit betreffen, ein besonderes Augenmerk gilt. Mit der Zeit verschleißen beispielsweise die Schütze, die in Kombination mit in einer berührungslos wirkenden Schutzeinrichtung wie beispielsweise dem Lichtgitter Orion von ABB verbaut sind. Ist dies der Fall, steht die Maschine still. Damit die Produktion wieder aufgenommen werden kann, muss nun das defekte Schütz schnellstmöglich getauscht werden. Um kein Sicherheitsrisiko einzugehen, muss jedoch zwingend darauf geachtet werden, dass das Ersatzteil alle Anforderungen, unter anderem auch an die Reaktionszeit, vollumfänglich erfüllt.

Verlängerte Reaktionszeit bedeutet größerer Sicherheitsabstand

Schütze sind für eine bestimmte Schaltleistung ausgelegt – diese liegt in der Regel zwischen drei und 900 kW. Zudem haben Schütze eine genau definierte Reaktionszeit – dieser Punkt wird oft beim Tausch eines defekten Schütz übersehen. Wird ein defekter Schütz mit einer besonders schnellen Ausschaltzeit von 30 Millisekunden, wie sie etwa die AF- und AFS-Schütze von ABB aufweisen, durch einen Schütz mit einer längeren Reaktionszeit ersetzt, hat das gleich mehrere schwerwiegende Konsequenzen.

Einerseits dauert es länger als vorgesehen, bis eine Maschine stoppt – was ein Sicherheitsrisiko für den Bediener der Anlage darstellt. Durch die verlängerte Reaktionszeit vergrößert sich somit der einzuhaltende Sicherheitsabstand zur Gefahrenzone der Maschine. Um beim Beispiel der berührungslos wirkenden Schutzeinrichtung Orion zu bleiben, müsste in diesem Fall der Abstand zur gefahrbringenden Bewegung entsprechend vergrößert werden.

CE-Konformität erlischt

Zum anderen kann der Einbau eines Schütz mit einer längeren Reaktionszeit dazu führen, dass die CE-Konformität der Maschine erlischt. Das CE-Zeichen zeigt an, dass ein Produkt vom Hersteller geprüft wurde. Es erfüllt somit alle EU-weiten Anforderungen an Sicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz. Dementsprechend kann der Einbau eines Bauteils, das nicht mehr mit den ursprünglichen Unterlagen des Herstellers übereinstimmt, wiederum das Problem nach sich ziehen, dass die CE-Kennzeichnung ungültig wird.

Bei Einbau eines Schütz mit einer längeren Reaktionszeit kommt es dementsprechend also außerdem zu schwerwiegenden Haftungsfolgen: Ungeeignete Ersatzteile führen zu Sicherheitsrisiken, die dann vollumfänglich derjenige trägt, der das Ersatzteil eingebaut hat.

Der Austausch von Komponenten im Sicherheitskreis kann eine wesentliche Veränderung an der Maschine darstellen. In diesem Fall wird der Betreiber zum Hersteller und haftet als solcher. Deshalb gilt: Nach einer wesentlichen Veränderung an der Sicherheitseinrichtung oder der Maschine muss das Risiko neu eingeschätzt, bewertet und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen zur Minimierung des Risikos eingeleitet werden.

Schütze von ABB erfüllen auch zukünftige Sicherheitsstandards

Die AF- und AFS-Schütze von ABB reagieren mit kurzen Ausschaltzeiten von weniger als 30 Millisekunden besonders schnell. Die Sicherheitsabstände zwischen beweglichen Maschinenteilen können deutlich kleiner sein als bei Schützen mit einer längeren Reaktionszeit. Insbesondere mit Hinblick auf die ISO-Norm 13855 ist das relevant: Die Norm gibt den entsprechenden Sicherheitsabstand zur Gefahrenzone vor – abhängig von der Annäherungsgeschwindigkeit des Körpers und der Reaktionszeit der Maschine bis zum Stillstand.

Ende 2024 erfolgte eine Überarbeitung der ISO 13855. Im Zuge der Überarbeitung wurde bei der Berechnung des Sicherheitsabstandes noch ein zusätzlicher Entfernungsfaktor, beispielsweise in Form eines Bremsverschleißes, berücksichtigt. Mit einem Einsatz der AF- oder AFS-Schütze von ABB, die in zahlreichen Maschinen und Produktionsanlagen zum Einsatz kommen können, und deren schnellen Reaktionszeit werden auch künftig alle Sicherheitsstandards erfüllt, die für ein sicheres Arbeitsumfeld sorgen.