Harte Steine sanft behandeln

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Im österreichischen Radenthein stellt die RHI AG mehr als 15.000 verschiedene Feuerfestprodukte her. Um auch Kleinstlose mit weniger als 1.000 Feuerfeststeinen fertigen zu können, setzt das Unternehmen 20 Roboter von ABB ein.

Ob in der Stahlindustrie, in der Zement- und Kalkindustrie oder bei der Herstellung von Glas – Feuerfestprodukte sind bei allen industriellen Prozessen mit hohen Temperaturen von über 600 °C unverzichtbar. Die RHI AG mit österreichischen Wurzeln produziert mit rund 7.900 Mitarbeitern an über 30 Standorten weltweit jährlich mehr als 1,5 Mio. t Feuerfest produkte wie feuerfeste Steine, Massen und Funktionalprodukte sowie feuerfesten Mörtel.

„Unsere Stärke als Feuerfesthersteller liegt darin, aus einer Reihe von Rohstoffen die für den jeweiligen Einsatz richtige Mischung zu finden und dem Kunden das optimale Produkt zur Verfügung zu stellen“, erklärt Heimo Wagner, Plant-Manager im Werk Radenthein in Kärnten. Dafür verfügt RHI über mehr als 20.000 Rezepturen. In der Steinfabrik Radenthein werden jährlich 75.000 t hauptsächlich magnesitische Steine produziert. Die aus Pressmassen geformten Steine werden auf Tunnelofenwägen durch einen Ofen geschoben. Dieser Tunnelofen ist das zentrale Element der Feuerfestproduktion; er läuft 365 Tage im Jahr. Rund um den Ofen muss alles so fließend wie möglich funktionieren, damit er optimal genutzt werden kann – eine Automatisierung der Prozesse ist also zwingend.

Große Roboter für große Steine

Eine ganz wesentliche Rolle spielt dabei der Einsatz von Robotern. „Aktuell erfüllen im Werk Radenthein insgesamt 20 Roboter von ABB äußerst zufriedenstellend ihre Aufgaben“, sagt Wolfgang Daborer, verantwortlich für Automatisierungsprojekte bei RHI. „Für das Radentheiner Werk wählte man die drei Robotertypen IRB 6400, 6400 REX und 6600 aus, da sie über ein Handlingsgewicht von 150 bis 235 kg verfügen“, erklärt Martin Moosbacher, Projektmanager bei ABB. „Diese großen Roboter sind notwendig, da hier große Steingewichte mit teilweise großen Ausladungen bewegt werden müssen.“

Zudem werden in Radenthein mehrere Tausend verschiedene Steinformate gehandhabt. Die kleinen Losgrößen sind für Roboter, Greiftechnik und Programmierung eine besondere Herausforderung. Beim Greifkonzept war man auch aufgrund der vielen Steinformate gefordert, ein sehr flexibles System zu entwickeln. Dabei entschied man sich für Saugplatten mit unterschiedlichen Formaten. „Gestartet wurde mit 60 verschiedenen Greifern; mittlerweile sind wir bei weit über 100 angelangt“, so Wolfgang Daborer.

Ein weiterer Vorteil der Roboter beim Greifen: Sie gehen sehr sanft mit den Steinen um. „Der Stein ist vor dem Brennen noch sehr empfindlich. Ein Roboter handhabt die Produkte wesentlich genauer und schonender, als es manuell jemals möglich wäre“, betont Wolfgang Daborer.

Als eine der größten Herausforderungen nennen alle Beteiligten einstimmig die rauen Umgebungsbedingungen. „Um einen hohen Verschleiß durch den sehr aggressiven Staub zu vermeiden, sind selbstverständlich alle Roboter mit Foundry-Ausstattung ausgeführt“, erzählt Martin Moosbacher. „Speziell bei unserem jüngsten Projekt, der Umrüstung zweier Steinpressen von Linearportalen auf Knickarmroboter von ABB, ist ein eklatanter Unterschied zwischen diesen beiden Lösungen festzustellen“, meint Wolfgang Daborer. Linearportale mit all den offenen Führungen, Getrieben, Zahnstangen und Kugellagern sind in rauer Umgebung sehr angreifbar. „Die Instandhaltungskosten waren im Vergleich zu einem Foundry-Roboter deutlich höher. Bei den ABB-Robotern wird lediglich der übliche jährliche Service durchführt; das war’s”, freut sich Wolfgang Daborer.

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