Mit Smart Safety die Produktivität um 10 bis 15 Prozent steigern

ABB-Experte Yauheni Veryha
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Funktionale Sicherheit ist für das Material Handling unerlässlich, beeinträchtigt jedoch häufig die Effizienz der Prozesse. Mit intelligenten Fähigkeiten wie Ortung und Vernetzung können sicherheitsgerichtete Anlagen produktiver werden.

Herr Veryha, Smart Safety soll das Material Handling effizienter machen, sicherheitsgerichtete Prozesse beschleunigen und die Kollaboration zwischen Menschen und Maschinen vereinfachen. Wie werden die mobilen Maschinen, Roboter, Kräne und Hebezeuge der Zukunft smart und leistungsfähig? 

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir nicht in die Zukunft blicken. ABB hat schon 2016 mit der vollständigen Automatisierung des Betriebs in Häfen begonnen: Der Containertransport, die Hafenkräne, alle Maschinen agieren an Standorten wie Tianjin, Rotterdam oder Los Angeles autark. Sie werden nicht mehr von Fahrern gesteuert, sondern zentral in einer Leitwarte überwacht. Das ermöglicht einen 24/7-Betrieb, der die Effizienz auf ein ganz neues Level hebt. Diese Entwicklung erwarten wir auch in anderen Branchen: auf Flughäfen und im Bergbau oder in Logistikzentren – also überall, wo regelmäßig dieselben Strecken von Fahrzeugen belegt werden und Material transportiert wird. Deshalb haben wir bereits jetzt unser Smart-Safety-Portfolio entsprechend ausgerichtet, um Betreibern ganzheitliche funktionale Sicherheitslösungen zu bieten – von den Antrieben über die SPS bis hin zu Relais, Sicherheitssensoren und HMIs, und natürlich unseren Robotern.

All das ist nicht nur mit kabelgebundener Datenübertragung, sondern auch mit drahtloser Kommunikation möglich. Sind die heute verfügbaren drahtlosen Kommunikationstechnologien für sicherheitsgerichtete Aufgaben bereit? 

Drahtlose Kommunikation ist ein Enabler, nicht nur für klassische mobile Anwendungen. Die Fabrik der Zukunft ist nicht mehr statisch, sondern besteht aus Modulen, die je nach Bedarf unterschiedlich zusammengestellt und drahtlos verbunden werden. Ausfälle lassen sich bei drahtloser Kommunikation nicht vermeiden. Die Frage ist aber, wie die Maschine auf einen Verbindungsabbruch reagiert. Wir unterscheiden zwischen temporären und längeren Ausfällen und können durch die Kommunikation mit PROFINET/PROFIsafe über 5G und WLAN sicherstellen, dass die Maschine entsprechend reagiert.

Die Technik ist also bereit – sind es Ihre Kundinnen und Kunden auch? 

Immer mehr Betreiber erkennen, dass ihre Prozesse von unseren Smart-Safety-Lösungen profitieren. Bei einer Aufrüstung bereits existierender Anlagen beobachten wir im Schnitt eine Produktivitätssteigerung von 10 bis 15 Prozent. Sicher sind manche Branchen zögerlicher als andere. Umso wichtiger sind Best-Practice-Beispiele wie das Tianjin Five Continents International Container Terminal. Und schließlich entspricht unser Konzept von Smart Safety für das Material Handling letztlich dem, was etwa in der Bahntechnik schon längst Stand der Technik ist: Der Standort jedes Zugs ist zu jeder Zeit bekannt, alle Komponenten sind miteinander vernetzt, ebenfalls teilweise drahtlos. Ich bin davon überzeugt, dass es in jeder Fabrik künftig flexible und sichere virtuelle Pfade und Zonen für fahrerlose Transportmittel geben wird – genauso sicher, aber viel flexibler und einfach konfigurierbar als Schienen für den Zug. 

Yauheni Veryha hat über 20 Jahre Erfahrung in der Automatisierung, funktionalen Sicherheit und Softwareentwicklung. Er begann seine Tätigkeit bei ABB im Jahr 2001 und ist seit 2012 Globaler Produktmanager für Sicherheits-SPSen.  

Expertenbeitrag Smart-Safety-Lösungen