ABB Backpacker Programm: Eine einzigartige Entwicklungsreise für junge Mitarbeitende

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Intro

Weder klassische Weiterbildung noch typisches Talentprogramm: Das Backpacker Programm von ABB Process Industries ist eine einzigartige Entwicklungsreise, die junge Mitarbeitende stärkt, vernetzt – und ganz neue Perspektiven eröffnet.

Wie alles begann…

„Als vor 3 Jahren in einem globalen Meeting die Altersstruktur der Division in den verschiedenen Ländern vorgestellt wurde, konnte ich sehen: Deutschland hat im Bereich Process Industries mit Abstand die meisten jungen Leute“, erinnert sich Bernd Sachweh, Leiter Process Industries Deutschland und Initiator des Programms.

Für ihn ist das ein Schatz, den es zu bewahren gilt. „Wir müssen etwas für diese und mit diesen jungen Leuten machen“, war seine klare Erkenntnis. „Sie hier zu halten ist viel wirtschaftlicher, als immer neues Recruiting zu betreiben. Außerdem geht durch Fluktuation immer Know-how verloren. Das müssen wir erhalten.“

Bernd Sachweh wollte aber kein klassisches Talentprogramm und auch kein standardisiertes Seminarangebot. Stattdessen setzte er als Ziel etwas, das seine eigene Karriere bei ABB geprägt hat: das Netzwerken. Er wollte den Jungen einen Überblick geben, wie ihre Division als Ganzes funktioniert. Damit sie immer den richtigen Ansprechpartner kennen. Und den Mut haben, Dinge auf dem „kleinen Dienstweg“ zu klären.

Die Rahmendaten

Das Backpacker Programm startete 2023 mit zwei Gruppen zu je 13 Teilnehmenden. Einzige Voraussetzung: unter 35 Jahre alt. Denn das Programm richtete sich an Mitarbeitende, die noch am Anfang ihrer Laufbahn standen.

Über einen Zeitraum von rund zwei Jahren absolvierten die Gruppen jeweils neun Module – sechs davon in Präsenz, drei virtuell. Die Präsenzmodule dauerten jeweils zwei Tage und fanden an den Standorten in Mannheim und Cottbus statt. Neben fachlichen Themen wie Verhandlungstechnik, Change Management oder virtueller Zusammenarbeit standen auch Soft Skills, Work-Life-Balance und Führungsverständnis auf dem Programm.

Wer schon einmal nach einen passenden Meeting-Termin für mehr als fünf Teilnehmer gesucht hat, kann sich den Koordinierungsaufwand hinter dem Backpacker-Programm gut vorstellen – schließlich waren alle Teilnehmenden voll in die operativen Termine ihrer Jobs eingebunden. Eine organisatorische Herausforderung, die mit dem begeisterten Einsatz des ganzen Orga-Teams gemeistert wurde, das darüber hinaus auch die Inhalte des Backpacker-Programms konzipiert und zusammengestellt hat – jeder mit eigenen Initiativen. „Ich hatte nur die Idee – aber das Programm hat das Team erstellt – und dabei quasi bei Null angefangen“, erklärt Bernd Sachweh.

Das Backpacker-Programm

Teilnehmerzahl

  • Zwei Gruppen à 13 Teilnehmende
  • Voraussetzung: unter 35 Jahre, quer durch alle Abteilungen und Standorte
  • Keine Auswahl nach Leistung, keine Führungskräfte

Dauer

  • Rund zwei Jahre pro Gruppe
  • Erste Gruppe: Mai 2023 bis Mai 2025
  • Zweite Gruppe: Herbst 2023 bis Herbst 2025

Module

  • 9 Module pro Gruppe
  • 6 Präsenzmodule (jeweils 2 volle Tage, meist in Mannheim)
  • 3 virtuelle Module (jeweils ca. 4 Stunden)

Standorte

  • Hauptsächlich Mannheim
  • Weitere besuchte Standorte: Cottbus, Heidelberg
  • Aktivitäten wie Spreewaldtour oder Schlossführung Heidelberg

Themen

  • Change Management
  • Verhandlungstechnik
  • Virtuelle Zusammenarbeit
  • Kommunikation & Feedback
  • Work-Life-Balance
  • Einblicke in unterschiedliche Karrierewege
  • Netzwerken über Abteilungs- und Standortgrenzen hinweg

Abschlussarbeiten / Projekte

  • Projektarbeiten in Kleingruppen mit Fokus auf aktuelle Themen 
  • Beispiele: Künstliche Intelligenz, Service- und Vertriebsoptimierung, Schnittstellenmanagement, Nachhaltigkeit 
  • Abschlusspräsentationen vor Führungskräften 
  • Symbolisches Projekt: Baumpatenschaft (Blutbuche) für die Stadt Mannheim 

Das Orga-Team

  • Ein Team von vier Personen aus HR, Kommunikation und Management plus zwei Trainerinnen, die die Teilnehmer betreuten.

Philosophie: Netzwerken statt Silodenken

Für Bernd Sachweh lag der Kern des Programms nicht im Vermitteln von Fachwissen, sondern im Abbau von Barrieren.

"Das ist eben oft noch die Denkweise meiner Generation: dass der Chef alles wissen muss und nichts an ihm vorbeilaufen darf. Aber so geht zu viel verloren. Ich habe in meiner Karriere vieles auf dem kleinen Dienstweg geklärt. Wenn ich wusste, wen ich direkt anrufen kann, war ein Problem oft in Minuten gelöst, statt ewig über mehrere Hierarchiestufen hoch und runterzulaufen.“

Bernd Sachweh, Leiter Process Industries Deutschland & Initiator des Backpacker Programms

Genau das wollte er den jungen Kolleginnen und Kollegen ermöglichen: den Mut, direkt aufeinander zuzugehen, Kontakte zu knüpfen und Silos zu überwinden. „Im Konzern gibt es ständig Umstrukturierungen. Plötzlich ist ein Kollege dein Chef oder umgekehrt. Wer gut vernetzt ist, kommt damit viel leichter klar“, sagt Sachweh.

Persönliche Aha-Momente

Für Andrea Marku, Supply Chain Managerin und Teilnehmerin der zweiten Gruppe, war die Teilnahme ein Wendepunkt: „Ich hatte keine Erwartungen, weil ich gerade erst bei Process Industries angefangen hatte. Aber schon nach den ersten Modulen habe ich gemerkt: Das ist wirklich eine Reise. Ich habe Stärken entdeckt, die mir vorher gar nicht bewusst waren“.

Besonders das Modul Change Management hat sie geprägt: „Jeder geht mit Veränderungen anders um. Das gemeinsam zu erleben, hat mir gezeigt, wie vielfältig Reaktionen sein können – und wie wichtig es ist, darauf vorbereitet zu sein“.

Erhan Er, ein Teilnehmer aus dem Vertrieb, beschreibt das Programm als „Jackpot“: „Ich bin vor knapp 3 Jahren zu der ABB gekommen, von einem anderen großen Konzern. Und ich arbeite im Vertrieb, da bin nicht oft im Büro.“ Über das Backpacker-Programm konnte er sich ein Netzwerk aufbauen, „für das ich sonst fünf oder sechs Jahre gebraucht hätte“.

Aus Kollegen wurden Freunde

Dass das Programm mehr war als eine Seminarreihe, zeigen die Rückmeldungen. „Mehrere haben gesagt: Früher waren wir Kollegen, heute sind wir Freunde“, berichtet Bernd Sachweh.

Das bestätigt auch Andrea Marku: „Wir hatten Ingenieure, Controller, Vertriebler in der Gruppe. Endlich konnte ich verstehen, wie andere Bereiche ticken. Und abends beim Bowling oder bei der Spreewaldtour haben wir uns noch einmal ganz anders kennengelernt“.

Besonders wertvoll waren auch die Gastvorträge erfahrener lokaler und globaler Führungskräfte. „Ich habe viele Guest Speaker eingeladen – vom Sales, Risk & Contract Management, Procurement, Engineering, usw. bis hin zu unserem Business Area Präsidenten und sogar dem CEO“, erklärt Bernd Sachweh. „Die Gäste haben sich unter uns gemischt, sich beim Essen neben uns gesetzt“, erinnert sich sich Erhan Er. Und auch Andrea Marku haben diese Gespräche inspiriert: „Da haben wir Persönlichkeiten kennengelernt, die ihre Wege vorgestellt haben. Und konnten sehen, wie unterschiedlich Karrieren doch verlaufen können“.

Abschlussarbeiten mit Wirkung

Nach den Modulen begann für die Teilnehmenden die Projektphase – nun hieß es, das gelernte in die Praxis umzusetzen. In Kleingruppen arbeiteten Sie an für die Prozessindustrie Deutschland relevanten Themen wie Künstliche Intelligenz, Service-und Vertriebsoptimierung, sowie Abteilungsverständis.

„Unser Ziel war es, Nachhaltigkeit vor Ort erlebbar zu machen“, erklärt Andrea Marku, Projektmitglied im Team „Nachhaltigkeit“. „Als sichtbares Zeichen unseres Engagements haben wir eine Baumpatenschaft für eine Blutbuche in der Stadt Mannheim übernommen. Damit zeigen wir, dass ABB Verantwortung dort übernimmt, wo wir arbeiten und leben. Hinter dieser symbolischen Geste steckt jedoch weit mehr – unsere Projektarbeit umfasste zahlreiche weitere Ansätze und Ideen, um das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich voranzubringen.“

Die Ergebnisse werden am Ende des Programms in Form von Abschluss-Präsentationen vor dem Management vorgestellt.

„Es ist fast wie eine kleine Bachelorarbeit“, so Andrea Marku. „Wir haben unsere Erkenntnisse systematisch aufbereitet und können zeigen, was wir gelernt haben und konnten das Erlernte in die Praxis umsetzen.“

Die Backpacker Andrea Marku und Erhan Er bei der Übernahme der Baumpatenschaft.

Ein einzigartiges Vermächtnis

Das Backpacker Programm war von Beginn an als einmalige Initiative konzipiert. „Natürlich kam die Frage auf, ob man das auch global ausrollen könnte“, erinnert sich Bernd Sachweh. „Doch der besondere Geist des Programms lag gerade darin, dass es nicht von der Stange kam. Es war maßgeschneidert auf unsere Situation, geprägt von den beteiligten Personen, ihrem Einsatz und ihren Möglichkeiten – und damit schwer zu kopieren.“

Bernd Sachweh, der sich dem Ende seiner aktiven Laufbahn nähert, sieht in der Beliebtheit des Programms bei den Teilnehmenden vor allem eine Ermutigung für seine Nachfolger, sich wieder etwas Einzigartiges einfallen zu lassen – mit eigenen Ideen, Stärken und Schwerpunkten.