Neue Energielösungen für Marineplattformen: Mehr Effizienz & Fokus auf Nachhaltigkeit

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Intro

Die Herausforderungen des Klimawandels und immer strengere Emissionsvorschriften beeinflussen nicht nur die Handelsschifffahrt, sondern sollten zunehmend auch auf die Flotten der Marinen weltweit gelten. Energieeffizienz und nachhaltige Technologien rücken auch bei der Marina zunehmend in den Fokus. Der Spagat: Auf der einen Seite sollen die Umweltauswirkungen reduziert werden. Auf der anderen Seite gilt es, die Einsatzfähigkeit der Schiffe für den Ernstfall zu sichern. Experten von ABB Marine & Ports sehen hierin keinen Widerspruch, sondern eine wegweisende Chance für die maritime Verteidigung.

Nachhaltigkeit als strategischer Faktor

Während Handelsschiffe bereits auf umweltfreundlichere Antriebssysteme umsteigen, sollten auch Marinen und Küstenwachen ihre Energiekonzepte überdenken. Der Einsatz moderner Technologien wie variabler Drehzahlgeneratoren, optimierter Dieselkonfigurationen und alternativer Energiequellen wie Batterien oder Brennstoffzellen bietet Potenzial für deutlich höhere Effizienz und niedrigere Emissionen. Dies reduziert nicht nur den Kraftstoffverbrauch, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen – ein entscheidender Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit.

Gleichzeitig steht die Funktionalität der Schiffe im Vordergrund. Effiziente Energiesysteme können sowohl die Reichweite als auch die Einsatzdauer erhöhen, während smarte Designs und modernes Energiemanagement die Anpassungsfähigkeit an missionstypische Anforderungen gewährleisten.

Langfristige Vorteile durch ganzheitliche Ansätze

Zwar sind die Investitionen in nachhaltige Energie- und Antriebssysteme höher als bei konventionellen Lösungen, doch durch die Einsparungen bei Kraftstoff- und Wartungskosten ergibt sich eine langfristige Rentabilität. Ein umfassender Blick auf die Betriebskosten und die Lebensdauer eines Schiffs zeigt, dass der Fokus auf Effizienz sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll ist.

Einige Länder haben bereits innovative Lösungen implementiert und damit Vorbildcharakter bewiesen. Dennoch ist vielerorts eine „Race-to-the-Bottom“-Mentalität zu beobachten, bei der vor allem der günstigste Anbieter bevorzugt wird – oft zum Nachteil von Nachhaltigkeit und langfristiger Effizienz.

Zukunftsfähige Technologien und Flexibilität

Moderne Energiesysteme wie Gleichstrom-Bordnetze bieten eine Plattform, die für zukünftige Energiequellen gerüstet ist. Sie ermöglichen eine nahtlose Integration alternativer Energieformen und reduzieren den Bedarf an umfangreichen und teuren Nachrüstungen. Darüber hinaus machen kompakte, wartungsarme Systeme den Einsatz effizienter und flexibler.

Eine wichtige Rolle spielt zudem die Skalierbarkeit moderner Systeme. Modular aufgebaute Energielösungen erlauben eine Anpassung an sich verändernde Einsatzanforderungen und gewährleisten gleichzeitig hohe Zuverlässigkeit.

Rendering eines vollständig optimierten Marineschiffs mit Azipod®-Antrieb & Onboard DC Grid

Partnerschaften mit OEMs als Erfolgsfaktor

Ein Schlüssel zum Erfolg liegt in der Zusammenarbeit mit erfahrenen Herstellern und Integratoren. Diese verfügen über bewährtes Know-how, strenge Qualitätskontrollen und etablierte Lieferketten. Gleichzeitig sichern sie durch ihren globalen Service und ihre Innovationskraft die langfristige Einsatzfähigkeit der Systeme.

Die Marinebranche kann von den Fortschritten in der Handelsschifffahrt profitieren, indem sie erprobte Technologien übernimmt und für spezifische Anforderungen adaptiert. Dies spart Entwicklungszeit und Kosten, während gleichzeitig der Weg für nachhaltige und leistungsfähige Flotten geebnet wird.

Fazit

Die Modernisierung der Antriebs- und Energiesysteme ist nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Entscheidung. Nachhaltigkeit, Effizienz und Flexibilität stehen dabei im Mittelpunkt. Mit den richtigen Technologien und Partnern können Marinen nicht nur ihre Umweltbelastung reduzieren, sondern auch ihre Einsatzfähigkeit und Kosteneffizienz nachhaltig steigern. Die Weichen für eine grünere Zukunft der Marineplattformen sind gestellt.

Über den Autor

Egil Ove Johansen verfügt über 22 Jahre Erfahrung im Bereich Elektrifizierungs- und Automatisierungslösungen für die globale Schifffahrts-, Öl- und Gasindustrie.

Er begann seine Karriere als Inbetriebsetzungsingenieur bei ABB und arbeitete in zahlreichen Ländern mit der Schiffbauindustrie. Im Laufe der Jahre entwickelte er sich über verschiedene Managementpositionen weiter und übernahm schließlich die Leitung der ABB Navy Initiative in Europa.

Er ist ein überzeugter Verfechter des Einsatzes bewährter kommerzieller Technologien in Marineschiffen, um eine moderne Marine aufzubauen. Sein Ansatz zielt darauf ab, Steuergelder effizient einzusetzen, indem Investitions- und Betriebskosten gesenkt werden, während gleichzeitig Sicherheit, Stabilität und die Fähigkeit zur Durchführung humanitärer Missionen auf See gewährleistet bleiben.

Darüber hinaus setzt er sich für eine Verbesserung des öffentlichen Ausschreibungsprozesses ein. Sein Ziel ist es, qualifizierte technische und kommerzielle Entscheidungen auf Basis bewährter Geschäftspraktiken zu ermöglichen.