Zu Gast in der Cobot-Schmiede: Willkommen in der Zukunft

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Intro

Gilching ist eine typische Stadt im Speckgürtel Münchens: Hervorragende Verkehrsanbindung an die bayerische Landeshauptstadt, alle Geschäfte des täglichen Bedarfs in Reichweite, ausreichend Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen. Hier lässt es sich leben und arbeiten. Einen Reiter für Tourismus und Sehenswürdigkeiten sucht man vergeblich auf der Webseite der Kommune. Umso prominenter ist jedoch der Hinweis auf den Wirtschaftsstandort Gilching. Die Gemeinde ist stolz darauf, ein Traditionsstandort für die Luft- und Raumfahrtindustrie zu sein. Zudem entwickelte sich Gilching in den letzten Jahren zu einer attraktiven Adresse für die Hightech-Industrie. Dass ABB Gilching als Standort für ihren weltweiten Inkubator für kollaborative Roboter – kurz Cobotsgewählt hat, ist nur Insidern bekannt. Zeit, dies zu ändern. Wir durften einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Zukunftsschmiede zu werfen.

Die nächste Generation an Cobots

Hier beginnt sie also: Die Zukunft unserer Arbeitswelt. Etwas versteckt in einem der vier Gewerbeparks in Gilching und gut gesichert liegt das globale ABB Innovation Hub für Cobots. Wir treffen Katja Butterweck, Leiterin des internationalen Teams, das sich aus Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammensetzt. Gemeinsam arbeiten Sie an neuen Cobots und der Weiterentwicklung bestehender Lösungen. Schon bei den ersten Sätzen von Katja Butterweck wird klar: Diese Frau lebt für ihren Beruf. Sie ist fasziniert von Robotik. So verwundert es nicht, dass ihre Hochzeitsgäste den Sektempfang von einen ABB Cobot kredenzt bekamen.

Wir folgen Katja Butterweck ins Herzstück des Inkubators, in die heiligen Hallen der Testing Area. „Only for authorized persons“ steht warnend auf der schweren Metalltür. Etwas ehrfürchtig betreten wir den Raum, der die Geheimnisse der nächsten Generationen an Cobots hütet. Als sich die Tür öffnet, ist der Blick frei auf eine beeindruckende Szenerie. Überall sind Roboterarme in Aktion, die präzise und effiziente Aufgaben ausführen. Ein Summen und Surren erfüllt die Luft, während das F&E-Team die Prototypen testet und die Ergebnisse systematisch auswertet. In diesem hochmodernen Test- und Entwicklungsraum kommen die Ideen für die nächste Generation von Cobots auf den Prüfstand. Das internationale Team von Ingenieurinnen und Ingenieuren arbeitet dabei eng zusammen und testet verschiedene Cobot-Prototypen, aber auch Anwendungen und Software-Funktionen auf Herz und Nieren. Was genau getestet wurde, dürfen wir leider nicht verraten.

GoFa – in Gilching entwickelt

Doch zeigt eine kleine Zeitreise, wie der Innovationsprozess im Innovation Hub läuft. Der erste Cobot, der vollständig in Gilching entwickelt wurde, war GoFa. Die initiale Idee war, einen Cobot zu entwickeln, der eine direkte und kontinuierliche Zusammenarbeit mit Menschen ermöglicht. Der Cobot sollte dabei einfach zu installieren und zu bedienen sein. Im Zentrum stand die Sicherheit: So wurde GoFa mit intelligenten Momenten- und Positionssensoren in allen sechs Gelenken ausgestattet. Diese Sensoren erkennen versehentliche Berührungen zwischen Mensch und Roboterarm und bringen den Cobot innerhalb von Millisekunden zum Stillstand, um Verletzungen zu vermeiden. Die initiale Idee mündete in einem Prototyp, der gemeinsam mit Kunden und Anwendern stetig verbessert wurde. Hier kommt ein zweiter spannender Raum ins Spiel: Das Usability Lab. Hier interagieren Anwender mit Test-Cobots. In einem Beobachtungsraum kann das Inkubator-Team hinter einer verspiegelten Glaswand die User beobachten und prüfen, ob die Funktionalitäten wirklich intuitiv sind und wie Mensch und Maschine miteinander agieren. Trotz virtueller Modelle und Simulationen sind diese Feldtests wichtig, um das menschliche Verhalten beim Zusammenspiel mit den Cobots zu prüfen und für die intuitive Bedienung zu perfektionieren.

Kundennutzen steht an erster Stelle

Ein roter Faden, der sich durch das Gespräch mit Katja Butterweck zieht, ist das Thema Kundenfokus. Eine Gefahr vieler Inkubatoren ist, dass die entwickelten Lösungen zu weit von der Praxis entfernt sind. Dieses Elfenbeinturmsyndrom gibt es beim Gilchinger Team nicht. Der Nutzen für Kunden beziehungsweise Anwender steht von Beginn an im Zentrum. Die Probleme, die Kunden lösen wollen, sind häufig der Startpunkt für neue Ideen und Anwendungsfelder. So galt Schweißen als eine der Anwendungen, die zu gefährlich für kollaboratives Arbeiten ist. Doch aufgrund des zunehmenden Mangels an Schweißern entstand die Idee, Cobots für Schweißarbeiten zu nutzen. Aus der Idee wurde Realität. Inzwischen ist das Zusammenspiel zwischen Fachkraft und Cobot bei Schweißaufgaben ein erprobter Prozess. Der Schweißer trainiert den Cobot, dieser übernimmt dann die erlernten Aufgaben und führt diese automatisiert mit höchster Präzision aus. Der Schweißer wiederum ist für die Qualitätskontrolle unerlässlich. Hier wird der Trend deutlich, dass Roboter nicht wie früher alleine arbeiten, sondern vom geschulten und qualifizierten Personal als Werkzeug genutzt werden.

Das Innovationsteam von ABB ist sich einig, dass Cobots in Bereichen wie Handwerk, medizinische Versorgung und E-Commerce noch stärker als bisher Einzug halten werden. Voraussetzung ist, dass die gewünschten Aufgaben einfach und ohne Programmierkenntnisse dem Cobot antrainiert werden können. Am perfekten Zusammenspiel zwischen Hardware und Software arbeitet Katja Butterweck Tag für Tag mit ihrem Team. Wir sind gespannt, welche Innovationen aus Gilching bald in unserer Arbeitswelt ankommen.