Sauberes Trinkwasser für alle? Abwasser­aufbe­reitung als Schlüssel zum Erfolg

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Wasser ist eine endliche Ressource. Sie wird knapp. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben derzeit 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und mehr als 4,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Entsprechend hat die Weltorganisation ehrgeizige Zielvorgaben definiert, die dem Wassermangel entgegenwirken sollen. Doch um die UN-Ziele zu erreichen, müssen die Kapazitäten für die weltweite Abwasseraufbereitung um 8,56 Milliarden Kubikmeter pro Jahr erhöht werden! Laut einer von ABB in Auftrag gegebenen Studie gelingt dies nur, wenn bis 2030 jedes Jahr 469 zusätzliche Aufbereitungsanlagen in Betrieb genommen werden.

Ein Schlüssel zur Bekämpfung der Wasserknappheit ist die Aufbereitung von Abwasser. Doch leider ist dieser Prozess sehr energieintensiv. Die Industrie verbraucht bis zu 3 Prozent des aktuellen Energieertrags der Welt und trägt mit über 1,5 Prozent zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. 

Der Ausbau der Abwasseraufbereitungskapazitäten hat Priorität, doch ist die frühzeitige Integration von Technologien zur Verbesserung der Anlageneffizienz ebenfalls von zentraler Bedeutung. Hier kommen wir ins Spiel: Unsere Automatisierungs-, Elektrifizierungs- und digitalen Lösungen unterstützen die Überwachung, Analyse und Steuerung von Abwasseranlagen. Unsere Systeme tragen – in Kombination mit geeigneten Mess- und Steuerungslösungen zur Erfassung und Übertragung großer Mengen von Betriebs- und Diagnosedaten – maßgeblich dazu bei, die Ressourceneffizienz zu optimieren und den Energieverbrauch zu senken. 

Wie kommt die Studie auf die Werte?

Die Wirtschaftsberatung Development Economics griff zur Bewertung der notwendigen realen Maßnahmen auf dieselben Daten wie die UN zu. So ergab die Modellierung, basierend auf einer Abwasseraufbereitungsanlage mit einer Tageskapazität von 50 Millionen Liter als Richtwert, einen Bedarf von 469 zusätzlichen Aufbereitungsanlagen pro Jahr. Das entspricht dem Volumen von 3,4 Millionen olympischen Schwimmbecken. 

Ein im Jahr 2021 veröffentlichter Bericht, der im Zusammenhang mit dem UN-Nachhaltigkeitsziel 6.3 steht, hat das Ausmaß der Herausforderungen bei der Erfassung, Aufbereitung und Wiederverwendung von Abwasser bewertet. Dieser Bericht, der von den Vereinten Nationen verwendet wird, zeigt, dass jährlich 48 Prozent oder 171,3 Milliarden Kubikmeter Abwasser nicht erfasst und aufbereitet werden. Um das Ziel von SDG 6.3 zu erreichen, das eine Halbierung des Anteils unbehandelten Abwassers bis 2030 vorsieht, müssen diese Werte auf 24 Prozent oder 85,65 Milliarden Kubikmeter reduziert werden.

Was umfasst die Sustainable Development Goal 6.3?

SDG 6.3 ist ein spezifisches Unterziel innerhalb von SDG 6. Das Ziel besteht darin, bis 2023 den Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern, die Wasserqualität zu schützen und Maßnahmen gegen Verschmutzung zu ergreifen. Es umfasst auch die Förderung der effizienten Nutzung von Wasserressourcen und die Unterstützung von Ländern bei der Erhöhung des Anteils an aufbereitetem Abwasser, das wiederverwendet wird. So soll sichergestellt werden, dass Menschen Zugang zu sauberem Wasser haben und dass Wasserressourcen nachhaltig genutzt und geschützt werden.

„Die Studie zeigt, dass mehr getan werden muss, wenn die UN-Ziele erreicht und bei der Bekämpfung der Wasserknappheit schneller Fortschritte erzielt werden sollen. Im Interesse der Nachhaltigkeit müssen wir jedoch sicherstellen, dass diese Abwasseraufbereitungsziele so energie- und ressourceneffizient wie möglich erreicht werden. Hier kommt der Technologie eine Schlüsselrolle zu.”

Brandon Spencer, Geschäftsbereichsleiter, ABB Energy Industries

Der ABB-Bericht „Energy Transition Equationaus dem Jahr 2022 befasst sich mit der Frage, wie die verstärkte Integration von Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen die Nutzung von Abwasser verbessern und den Druck auf die Wasserversorgung verringern könnte. Die wesentlichen Ergebnisse des Berichts sind: 

01Betreiber von Kläranlagen könnten ihre CO2-Emissionen um bis zu 2000 Tonnen jährlich reduzieren. Dies entspricht der Menge an CO2, die jedes Jahr für den Verlust von 30.000 Tonnen Gletschermasse verantwortlich ist.
02Mit mehr als 50.000 Kläranlagen weltweit könnten jedes Jahr 100 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
03Mit Hilfe von Paketlösungen für die Automatisierung und Digitalisierung könnten Wasserversorger ihre CO2-Emissionen reduzieren und bis zu 1,2 Millionen US-Dollar Betriebskosten pro Anlage an einsparen.