Scheitert die Energie- & Mobilitätswende an veralteten Elektroinstallationen?

Rendering eines Raums in einer Altbauwohnung
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Intro

Deutschland hat ehrgeizige Klimaziele: So sollen bis 2030 mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als im Referenzjahr 1990. Mit dem beschlossenen Umstieg auf Elektromobilität, dem Ausstieg aus der Kohle und dem Ausbau der erneuerbaren Energien sind wir auf einem guten Wege. Doch gibt es noch einige Baustellen. So kommt den Gebäuden im Rahmen der Energiewende eine wesentliche Bedeutung zu: Gemäß Klimaschutzplan der Bundesregierung soll der Primärenergiebedarf von Gebäuden bis 2050 um 80% gegenüber 2008 sinken. Neubauten müssen inzwischen den Effizienzstandard 55 erfüllen, sprich nur 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus an Energie verbrauchen. Doch sind neue Gebäude nicht das zentrale Problem, sondern die Bestandsimmobilien. Die Gretchenfrage lautet: Sind unsere Bestandsimmobilien fit für die Energiewende? Kurze Antwort. Nein!

Trotz des durch die lange Niedrigzinsphase begünstigten Baubooms sind 75% der Bestandsimmobilien älter als 35 Jahre. Dies wäre kein Problem, wenn die bestehenden Gebäude entsprechend rasch renoviert würden. Doch beträgt die Sanierungsquote laut IWU – Institut für Wohnen und Umwelt – gerade einmal 1%. Schreiten wir in diesem Tempo voran, wird aus den Klimazielen eine Utopie. Entsprechend müssen wir in den nächsten Jahren die Sanierungsquote enorm steigern – Experten gehen von einer erforderlichen Mindestquote von 2 – 2,5% aus. Aber stand heute sind die Elektroinstallationen im Bestand nicht dafür ausgerichtet, die Energie- und Mobilitätswende zu meistern.

Sichere und robuste Elektroinstallation: Zentraler Bestandteil der Energiewende

In über 70% der Gebäude befinden sich Elektroleitungen und Installationen, die älter als 35 Jahre sind. Seit der Erstinstallationen hat sich das Konsumentenverhalten stark verändert: Die Kühl- und Gefrierschränke und TV-Geräte sind größer geworden. Neue Haushaltsgeräte wie Thermomix, mehrere Rechner pro Haushalt sowie Smartphones bereichern unser Leben, sind aber auch stromhungrig. Bereits durch die heutigen Anforderungen geraten die bestehenden Elektroinstallationen an ihre Grenzen. Fakt ist: Die Elektroninstallationen bei zahlreichen Bestandsimmobilien sind fern aktueller Normen und Sicherheitsanforderungen! Gäbe es wie bei Kraftfahrzeugen auch einen TÜV für Elektroninstallationen, würde ein sehr hoher Prozentsatz der Altbauten durch die TÜV-Prüfung fallen. Werden jetzt noch PV-Anlagen, Wärmepumpe, Batteriespeicher oder eine Wallbox angebunden, droht der Kollaps. Aus reinen Stromkunden werden Prosumer, die Strom effizient verbrauchen, ihn aber gleichzeitig mit PV-Anlagen produzieren und ins Netz einspeisen. Entsprechend mehr muss die Elektroinstallation zukünftig leisten als gegenwärtig.

Grafik Historischer Verlauf der Elektroninstallationen

Die Lösung: Zukunftssichere Verteiler & Einstieg ins Smart Home

Alte Zählerplätze sind meist offen auf einer Platte anstatt wie heute üblich, in einem Zählerschrank montiert. Hier herrscht zentraler Handlungsbedarf. Bei der Renovation muss der ausführende Elektroinstallateur den aktuellen Stand der Normung beachten und zugleich die Anforderungen der Energie- & Mobilitätswende berücksichtigen. Für die normgerechte Absicherung der Stromkreise sind Fehlerstromschutzschalter seit 2007 für alle Steckdosen und seit 2018 für alle Beleuchtungsstromkreise Pflicht. Hier herrscht in zahlreichen Gebäuden dringender Handlungsbedarf. Selbst wenn nicht in einem Schritt auf Wärmepumpe und Photovoltaik umgestellt und ein E-Auto angeschafft wird, muss die Elektroinstallation für den Anschluss einer PV-Anlage, Wärmepumpe, eines Batteriespeicher und einer Wallbox für zukünftige Anforderungen gerüstet sein. Hierzu notwendig ist ein intelligentes Energiemanagementsystem. Das Energiemanagementsystem hilft, den Energieverbrauch zu überwachen, zu steuern und zu optimieren. Hier lassen sich Logiken hinterlegen, etwa dass zunächst der Batteriespeicher und das E-Auto geladen werden, ehe Strom ins Netz eingespeist wird. Ein Energiemanagementsystem trägt auch dazu bei, die Energieeffizienz zu maximieren, indem es elektrische Geräte automatisch ein- und ausschalten, um den Energieverbrauch zu reduzieren. 

Der Zählerplatz ist meistens im Keller installiert, so dass es häufig kein Platzproblem gibt. Anders verhält es sich bei Mehrfamilienhäusern. Hier sind die Unterverteiler in der Etage oder der Wohnung und es herrscht oft akuter Platzmangel. Nicht selten sind Bestandswohnungen durch weniger Sicherungen geschützt als eine Hand Finger hat. Auch hier müssen für die normgerechte Absicherung der Stromkreise Sicherheitsautomaten und FI-Schalter installiert werden. Doch fehlt es in den Unterverteilern oft am erforderlichen Raum. Hier hat ABB eine einzigartige Lösung auf den Markt gebracht: Die platzsparenden Schutzschalter FI/LS DS301C und S200C sind extrem schmal und die kompaktesten Geräte auf dem Markt.  

Ein weiterer Baustein einer energieeffizienten Bestandsimmobilie sind Smart Home Komponenten. Diese lassen sich einfach in bestehende Räume integrieren ohne dass Wände aufgerissen und Kabel verlegt werden müssen. Mit dem System Busch-free@home® flex lassen sich etwa Lichtschalter, Steckdosen und Thermostate intelligent steuern. Wird ein Raum nicht genutzt, schaltet sich das Licht automatisch aus. Ist ein Fenster geöffnet, regelt der Thermostat entsprechend den Radiator. Da die Kommunikation drahtlos erfolgt und kein Eingriff in die Bausubstanz erforderlich ist, ist das System ideal für das Nachrüsten von Altbauten.

Smart Touch von ABB in Rendering eines Wohnzimmers

Energiewende – Chance für Elektroinstallateure

Für Elektroinstallateure sind die Anforderungen, die sich durch die Energie- und Mobilitätswende ergeben, eine enorme Chance. Ihnen kommt als zentraler Ansprechpartner eine zunehmend beratende Rolle zu. Denn nur durch effiziente Bestandsgebäude können die erforderlichen Emissions- und Energieeffizienzziele erreicht werden.