Schnell schalten

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Innerhalb kürzester Frist eine außergewöhnlich zuverlässige Schaltanlage engineeren, produzieren und betriebsbereit machen – das ist die Aufgabe, die ABB für das neue Rechenzentrum Frankfurt Two übernimmt. Während die beiden GIS aus Hanau kommen, werden zwei Transformatoren über die Alpen geschafft.

Strategisch günstig zwischen dem internationalen Flughafen und dem Zentrum der Bankenmetropole liegt der Frankfurter Stadtteil Sossenheim – er hat sich in den vergangenen Jahren zu einem bevorzugten Standort für Rechenzentren entwickelt. Seit Anfang 2016 betreibt das britische Unternehmen Zenium Technology Partners hier das Datacenter Frankfurt One, das seinen Strom über eine 110-kV-GIS (Gasisolierte Schaltanlage) von ABB bezieht.

Derzeit baut Zenium das Datacenter Frankfurt Two in direkter Nachbarschaft von Frankfurt One. Das neue Rechenzentrum wird 7.500 m² IT-Fläche für Cloud-Anbieter, Systemintegratoren und internationale Unternehmen bieten und soll vom zweiten Quartal 2018 an bezugsfertig sein. Für die Stromversorgung mit 17,6 MW Leistung erweitert ABB die bestehende GIS um zwei 110-kV-Felder.

„Innerhalb weniger Wochen haben wir das Engineering gemacht und das kommerzielle Angebot vorgelegt. Nach einer weiteren Woche hat Zenium uns den Auftrag erteilt.“

Höchste Verfügbarkeit

Die doppelte Ausstattung ist für kritische Infrastrukturen wie Rechenzentren zwingend. „Die Stromversorgung muss komplett redundant sein, um höchste Verfügbarkeit zu gewährleisten“, erklärt Benjamin Wohlert, der das Projekt als Account Manager Power Grids bei ABB betreut hat. „Außerdem sollen die Anlagen so kompakt wie möglich gebaut sein, um möglichst viel Raum für die IT-Suiten zu lassen.“

Im Fall von Frankfurt Two kam zu den üblichen Anforderungen noch ein Zeitplan hinzu, der eine sehr kurze Liefer- und Ausführungsfrist vorsah. Entsprechend rasch musste auch der Vorlauf geschehen: „Wir mussten buchstäblich schnell schalten“, sagt Benjamin Wohlert. „Innerhalb weniger Wochen haben wir das Engineering gemacht und das kommerzielle Angebot vorgelegt. Nach einer weiteren Woche hat Zenium uns den Auftrag erteilt.“ Außer den beiden GIS vom Typ ELK-04 145 umfasst das schlüsselfertige Schaltanlagenpaket für die Hauptstromversorgung des Rechenzentrums mit 110 kV/15 kV zwei Small-Power-Transformatoren, sechs Felder luftisolierte Mittelspannungsschaltanlage vom Typ UniGear switchgear, Kabelverbindungen sowie die Steuer-, Schutz- und Leittechnik.

Wie Hannibal über die Alpen

Die beiden neuen GIS aus dem ABB-Werk in Hanau werden im Gebäude Frankfurt One aufgebaut und über zwei redundante Hochspannungskabelsysteme mit Frankfurt Two verbunden. Dies spart zusätzlich Platz und hat den Vorteil, dass für beide Rechenzentren nur ein 110-kV-Schaltraum bedient werden muss. Die beiden Transformatoren kommen komplett vormontiert – mit einem Gewicht von jeweils knapp 45 t – per Sondertransport aus dem ABB-Werk bei Venedig wie einst Hannibal über die Alpen. Sie finden ihren Platz im Keller von Frankfurt Two. „Wenn alle Anlagenteile installiert sind, benötigen wir in enger Abstimmung mit Zenium noch ungefähr sechs Wochen für die Inbetriebnahme und die übergeordneten Systemtests“, sagt Philipp Iwan, Grid Integration bei ABB, der das Projekt leitet. „Wir als Planungsabteilung arbeiten eng mit dem Baustellenteam und den Nachunternehmen zusammen, denn der späteste Termin für die Übergabe der Anlage ist der 31. März 2018.“

Wegen des steigenden Strombedarfs in Sossenheim muss der örtliche Energieversorger Syna GmbH die Netzanschlusskapazität erhöhen. Dazu ergänzt er seine Infrastruktur um ein komplett neues 110-kV-Umspannwerk in GIS-Ausführung mit sieben Schaltfeldern. Auch diesen Auftrag konnte sich ABB sichern; die Inbetriebnahme ist ebenfalls für das Frühjahr 2018 geplant.