Zugkräftiger Kabelschutz

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Wellrohre von PMA halten im ICE schädliche Witterungseinflüsse von den Strom- und Datenkabeln fern. Die Deutsche Bahn AG setzt bei ihren Hochgeschwindigkeitszügen seit 2005 auf den Kabelschutz der ABB-Tochter. Für die nächste Generation ICx entwickelt sie eine besonders brandsichere Lösung.

Sie sind unscheinbar, spielen aber eine wichtige Rolle für die Sicherheit an Bord des ICE: Kunststoff-Wellrohre von PMA. Dank ihnen können Hitze, Kälte, Nässe oder Steine den Kabeln am Zug nichts anhaben. Das vermeidet Störungen und damit Ausfallzeiten sowie Kosten für die Deutsche Bahn (DB). Ihre gewellte Wand macht die robusten Polyamidrohre flexibel, was die Montage erleichtert. Strom- und Datenleitungen können damit gebündelt um Ecken und Kanten geführt werden. Dies weiß die DB bereits seit zehn Jahren zu schätzen. „Grundsätzlich ist Kabelschutz gerade in der Bahntechnik unabdingbar. Daher haben für die DB Weiterentwicklungen in diesem Bereich Priorität“, sagt Jörg Bleher von der DB Fahrzeuginstandhaltung/Elektrotechnische Betreuung.

Auch in Zukunft setzt der DB-Konzern beim Kabelschutz auf Produkte und Expertise von PMA. Wenn von 2017 an der ICx, die nächste Generation der Hochgeschwindigkeitszüge, über Europas Schienennetz rauschen wird, fahren die Wellrohre des Spezialisten mit. Dafür entwickelte PMA mit den Partnerunternehmen Schaltbau und HBM Kabeltechnik unter anderem den Kabelbaum für die Signal- und Energieübertragung zwischen den Wagen. Während PMA das Wellrohr-Schutzsystem liefert, steuert Schaltbau die Steckverbinder nach UIC-558-Norm bei; HBM Kabeltechnik konfektioniert die Komponenten.

Brandschutz hat Vorrang

Bei der Entwicklung des Kabelschutzes spielen die Anforderungen der Brandschutznorm EN 45545 zu Rauchgasdichte, Selbstverlöschung und Toxizität eine wichtige Rolle. „In der Regel beeinflussen höhere Brandschutzeigenschaften wichtige mechanische Eigenschaften negativ“, sagt Volker Mühlstein, Geschäftsführer von PMA Deutschland. „Unsere Herausforderung bestand darin, beides bestmöglich zu verwirklichen.“

Die Basis bildet der Wellrohr-Typ PCS, den die DB schon seit 2005 erfolgreich einsetzt. Damals begann die DB mit der umfassenden Modernisierung ihrer ICE- 1-Flotte. Die Triebzüge dieser ersten ICE-Generation, die seit Sommer 1991 unterwegs ist, hatten zu diesem Zeitpunkt zwischen 6,5 und 7,9 Millionen km zurückgelegt. Mit dem Redesign machte die DB sie wieder fit für weitere zehn bis 15 Betriebsjahre. Die Neuverkabelung der Magnetschienenbremsen gehörte dazu. Um die Kabelbäume für die Bremssysteme zuverlässig zu schützen, suchte die DB eine steinschlagsichere, absolut wasserdichte und UV-beständige Lösung, die gleichzeitig mit geringem Gewicht und montagefreundlichen Anschlusssystemen punkten sollte.

Dass das PCS-Kabelschutzsystem von PMA den Zuschlag bekam, lag zum einen an der Qualität der Rohre, die alle notwendigen internationalen Zertifikate in den höchsten Anforderungsklassen besitzen. Zum anderen überzeugte der Service von PMA: die hohe Beratungskompetenz der Ansprechpartner, die Zuverlässigkeit und Flexibilität bei der Lieferung sowie die internationale Verfügbarkeit der Produkte. „In den 59 ICE-1-Zügen wurden etwa zwei km Wellrohre vom Typ PCST-10B und gut acht km vom Typ PCST-12B verbaut“, berichtet Holger Quest, Mitarbeiter im Außendienst von PMA Deutschland. Hinzu kamen die notwendigen Verschraubungen, Winkel und Wellrohrhalter.

Angesichts der guten Zusammenarbeit war die Expertise von PMA auch beim Redesign der 44 ICE-2-Züge gefragt. Dabei erneuerte die Bahn von 2010 an unter anderem 16.900 Sitze, 22.200 m² Bodenbeläge und mehr als 1.700 Tische. Dazu kamen 2.000 TFT-Informationsmonitore und 135 km Kabel. Pro Zug verbauten die Spezialisten 57 verschiedene Kabel, darunter gut 1,5 km Ethernet-Kabel.

Zusammenarbeit bei ICE-3-Redesign

Für deren Schutz sorgen nun gut 70 km PCS-Wellrohr. Rohre von PMA schützen auch die Glasfaserkabel für die optischen Frontkupplungen, die im Außenbereich des ICE 2 verlaufen. Die Erneuerung der insgesamt 176 optischen Steckverbindungen für die DIN-Kupplungen verantwortete der Spezialist Gimota, der seine bewährten M12-Stecker und -Buchsen an die Anforderungen in der Bahntechnik anpasste. Gimota und PMA wollen auch bei der Ethernet-Verkabelung beim ICE-3-Redesign zusammenarbeiten. Die technische Offerte für das Projekt erstellte Gimota bereits. Dabei sollen die neuen Bildschirme in den Zügen mit Ethernet-Datenkabeln verbunden und zum Schutz in PMA-Wellrohre vom Typ PCST eingezogen werden. Für hochbelastete Anwendungen im Außenbereich konzipiert, bestehen die Rohre aus einem speziell modifizierten, äußerstwitterungsbeständigen Polyamid- 12-Material, das auch bei tiefen Temperaturen hohe Schlagzähigkeit besitzt. Die Partner sind also bestens gerüstet für ihr nächstes Projekt. Sobald die Bahn grünes Licht für das Redesign ihrer ICE-3-Baureihe gegeben hat, können PMA und Gimota loslegen.

„Für die Deutsche Bahn ist der Schutz der Kabel unabdingbar. Weiterentwicklungen haben daher Priorität.“