Die Automatisierung der De-Palettierung war ebenso vielversprechend wie anspruchsvoll. Damit Kunden das neue AVIRO-System nahtlos in ihre Produktionsprozesse einbinden konnten, war ein echter Allrounder gefragt. So musste die Automatisierungslösung Hunderte verschiedenster Kartonage-Formate richtig greifen: von 200 x 200 Millimetern bis hin zu 500 x 1.100 Millimetern, mit Stapelgewichten von 3 bis 65 Kilogramm. Um die Prozesse spürbar zu beschleunigen, war eine hohe Produktionsgeschwindigkeit bei einer möglichst kurzen Rüstzeit gefragt. Nicht zuletzt musste das System kompakt in seiner Bauweise sein und sich individuell an die besonderen Erfordernisse des Kunden anpassen lassen. Der eingesetzte Roboter sollte einen ganzen Stapel aus verschiedenen Richtungen aufnehmen, bewegen und ablegen können – egal, wie groß oder schwer dieser Stapel ausfiel. Beim Werkzeug war Fingerspitzengefühl gefragt: Der Greifer durfte beim Eintauchen unter einen Stapel die Kartonzuschnitte oder das Trennblatt nicht beschädigen.
Um den richtigen Roboter für eine derart anspruchsvolle Aufgabe auszuwählen, bedarf es neben den richtigen Spezifikationen einer hohen technischen Expertise auf Herstellerseite – auch im Vertrieb. Damit hat der Automatisierungsexperte ABB Robotics die Wahl für sich entschieden: „Bereits beim ersten Kontakt hatte ich den Eindruck, meine Ansprechpersonen von ABB verstehen meine Anforderung genau. Technisch war der Austausch auf Augenhöhe und es blieben keine Fragen offen“, erinnert sich Dr. Schröder-Frerkes an den Beginn der Zusammenarbeit.
Als Herzstück für das neue De-Palletierungssystem fiel die Wahl von AVIRO auf den Industrieroboter IRB 6700 von ABB. Dieser ebenso robuste und flexible Roboter hat sich vielfach in Anwendungen mit wechselnden Anforderungen bewährt. Mit einer Traglast von bis zu 300 Kilogramm wird der IRB 6700 problemlos mit schweren Kartonage-Stapeln fertig. Stapel greifen, wenden, auf die Förderstrecke legen – ohne Verschnaufpause oder Greiferwechsel läuft der Roboter im Dauerbetrieb. 90 Prozent der Kartonagen-Formate werden von einem Greifer abgedeckt. Sollte bei Sonderformaten doch ein Werkzeugwechsel notwendig sein, nimmt dieser nicht länger als zehn Minuten in Anspruch. Zudem benötigt der Roboter im Vergleich zu seinen menschlichen Kollegen nur einen Bruchteil der Zeit, um den Kartonage-Stapel auf die Förderstrecke zu platzieren. „Wo menschliche Arbeitskräfte an ihre körperlichen Grenzen stoßen und fünf Mal greifen müssten, greift der Roboter nur einmal“, berichtet Marcel Saxler, Leiter der Technik bei AVIRO.
Dieser Geschwindigkeitsvorteil kam beispielsweise bei einem Anwender aus der Lebensmittel-Branche zum Tragen, der mit extragroßen Kartons für Familienpizzen hantieren musste. Hier wog eine Palette über eine Tonne – und wurde von der Anlage binnen einer Viertelstunde verarbeitet.