Das Whitepaper von ABB und dem Fraunhofer IPA unterscheidet drei zentrale Emissionsquellen, die jeweils spezifische Lösungsansätze erfordern.
Direkte Emissionen
Ein großer Teil der Emissionen entsteht direkt aus chemischen Reaktionen. Beispiele sind die Ammoniaksynthese nach dem weit verbreiteten Haber-Bosch-Verfahren, bei dem üblicherweise Erdgas als Wasserstoffquelle dient, oder die Herstellung von Methanol sowie Salpetersäure. Diese Prozesse setzen zwangsläufig CO2 frei.
Lösungen liegen in der Nutzung alternativer Rohstoffe wie kohlenstoffarmem beziehungsweise grünem Wasserstoff, der fossiles Erdgas ersetzt, oder in neuen Synthesewegen. Darüber hinaus spielen Technologien zur Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture, Utilization and Storage, CCUS) eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichen es, prozessbedingte Emissionen einzufangen und entweder weiterzuverarbeiten oder dauerhaft zu speichern.
Wärmebedingte Emissionen
Wärmebedingte Emissionen machen einen erheblichen Anteil der gesamten Treibhausgasemissionen der chemischen Industrie aus. So verbrauchen beispielsweise in den USA Prozesse im niedrigen Temperaturbereich bis zu 150 °C am meisten Energie. Hier kann der Einsatz industrieller Wärmepumpen helfen. Laut Untersuchungen können diese in der chemischen Industrie weltweit etwa 119 TWh Wärmeenergie pro Jahr erzeugen. In Prozessen wie der Ethanol-Destillation ist es sogar möglich, den gesamten benötigten Dampf über Wärmepumpen zu erzeugen.
Hochtemperaturprozesse über 150 °C stellen hingegen eine größere Herausforderung dar, vor allem weil Wärmepumpen (und Kraft-Wärme-Systeme) in diesem Temperaturbereich weniger rentabel sind. Allerdings gibt es Technologien zur Erzeugung von Hochtemperaturdampf, wie die Elektrifizierung durch induktives Heizen oder Lichtbogenverfahren.
Strombedingte Emissionen
Schließlich hängt die Klimabilanz der Chemieproduktion auch stark vom genutzten Strommix ab. In Ländern, in denen Elektrizität noch überwiegend aus fossilen Quellen stammt, schlagen die indirekten Emissionen erheblich zu Buche. Hier gilt es, den Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch deutlich zu erhöhen.
Parallel lassen sich die Effizienzgewinne im Anlagenbetrieb ausschöpfen: Hocheffiziente Motoren der besten Effizienzklasse IE5, gekoppelt mit Frequenzumrichtern, senken den Stromverbrauch stark. Ergänzend tragen digitale Lösungen wie Condition Monitoring und vorausschauende Wartung dazu bei, Energieverluste zu minimieren und den Betrieb zu optimieren.