Das klingt kompliziert. Gibt es keine Technologie, die für alle Anwendungsfälle passt?
Es ist nicht kompliziert! Wenn man sich im Vorfeld mit den örtlichen Gegebenheiten auseinandersetzt, wird man sich an einer hohen Verfügbarkeit und einem effizienten Betrieb seiner Elektrolyseanlage erfreuen. Es macht zum Beispiel einen riesigen Unterschied, ob ich im Greenfield bauen oder einen bestehenden Produktionsstandort dekarbonisieren will, indem ich einen Elektrolyseur für die lokale Wasserstoffproduktion nachrüste. Im Brownfield können Stromrichter auf Thyristor-Basis ihre Vorteile besonders gut ausspielen. Denn eine solche Anlage kann mit geringem Footprint problemlos in geschlossenen Gebäuden errichtet werden. Wird die gesamte Anlage neu gebaut, kann ich den höheren Platzbedarf eines IGBT-Stromrichters von vornherein berücksichtigen. Man sollte die technologische Vielfalt aber auch nicht zu dramatisch sehen – gerade in der Industrie. Auch für die Ammoniakproduktion beispielsweise gibt es verschiedene Verfahren und jeder Hersteller nutzt den Prozess, der für seine Anforderungen am besten passt. Genauso ist es auch bei der Stromversorgung.
Wie funktioniert die Umsetzung in der Praxis?
Wir haben die Expertise und das Produktportfolio, um für jedes Projekt eine individuelle Gesamtlösung zu bieten, einschließlich Transformator, Gleichrichter sowie Kompensations- und Filtereinrichtungen. Dabei berücksichtigen wir immer auch die Besonderheiten der Branche, in der die Anlage eingesetzt wird. Deshalb gibt es Systeme von ABB wahlweise als Containerlösung, als Skid oder in Form von Einzelkomponenten. Die Ausführung als Skid ist zum Beispiel in der Industrie gefragt, wo neue Elektrolyseanlagen zur Wasserstoffproduktion oft in bestehende Anlagenumgebungen integriert werden müssen …
… also Branchen, die auch auf die Einbindung in Steuerungs- und Kontrollsysteme großen Wert legt.
Die gesamte Prozessindustrie etwa profitiert zusätzlich von unserer Erfahrung als Anbieter von Prozessleitsystemen. Mit unseren Feldbusmodulen können Elektrolyseanlagen nahtlos in die Automatisierungs- und Prozessleitysteme eingebunden werden, ob per Modbus, Profinet oder USB (alle gängigen Feldbusmodule sind verfügbar). Mit einer Cloud-Anbindung ist diese Integration der Schlüssel für vorausschauende Instandhaltung und fortlaufende Prozessoptimierung. Wir verstehen die Wasserstoffwirtschaft nicht als Hype, sondern langfristig als Schlüssel für die Dekarbonisierung ganzer Industrien. Das geht nur mit Anlagen, die ihre Leistungsfähigkeit über die gesamte Nutzungsphase hinweg aufrechterhalten.