Größter Energieversorger Südkoreas setzt auf ABB

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Südkorea hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Aufgrund der stark ausgeprägten industriellen Basis des Landes, insbesondere in den Branchen Stahl, Halbleiter, Automobil und Petrochemie, ist das Erreichen des Ziels jedoch ein Kraftakt. Korea Electric Power Corporation (KEPCO), Südkoreas größter Energieversorger, hat nun im Rahmen des Ausbaus der erneuerbaren Energien einen wichtigen Schritt für ein stabiles, zuverlässiges Stromnetz gemacht. In diesem Zuge haben KEPCO und ABB eine Absichtserklärung für die Lieferung des ersten Schwungrad-Phasenschiebers mit hoher Trägheit unterzeichnet.

Die ABB-Technologie soll einen robusten Stromnetzbetrieb auf Jeju Island sicherstellen. Das Projekt wird maßgeblich zur Aufrechterhaltung der Stabilität, Zuverlässigkeit und Kontinuität des Stromnetzes beitragen, wenn die Insel den Anteil erneuerbarer Energien erhöht, um ihre Ziele für saubere Energie umzusetzen. Das Projekt ist ein wichtiger Baustein der Vision der Kommunalregierung von Jeju, durch den Übergang zu erneuerbaren Energien und sauberem Wasserstoff bis 2035 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Auf Jeju Island, 240 Kilometer südlich der koreanischen Halbinsel gelegen, leben rund 670.000 Menschen. Mit jährlich mehr als 15 Millionen Touristen ist die Insel auch ein beliebtes Urlaubsziel. Jeju baut seine Erneuerbare-Energien-Infrastruktur derzeit zügig aus, und der Anteil von Wind- und Solarenergie am Strommix steigt.

Der Übergang zu erneuerbaren Energien stellt eine Herausforderung in Bezug auf die Stabilität von Inselnetzen dar, insbesondere mit Blick auf die Frequenzhaltung innerhalb enger Grenzen. In der Vergangenheit haben fossil betriebene Turbinen die für ein stabiles Stromnetz unerlässliche Trägheit bereitgestellt. Wenn diese nun außer Betrieb genommen werden, nimmt die Trägheit im Netz ab. Das macht es schwierig, den Anteil erneuerbarer Energien zu steigern, ohne Beeinträchtigungen zu riskieren. Die Lösung von KEPCO besteht darin, Phasenschieber zu installieren – große rotierende Maschinen, die den Betrieb von Kohle- oder Gasgeneratoren imitieren und somit eine alternative Quelle für Trägheit bieten. Rotierende Phasenschieber werden von ABB in zahlreichen Projekten rund um den Globus zur Stärkung von Stromnetzen eingesetzt, insbesondere auf Inseln wie den Färöern, Balearen, Kanaren und jetzt auf Jeju.

«Die Einführung des Phasenschiebers mit Schwungrad von ABB wird die Stabilität des Stromnetzes von Jeju deutlich verbessern. KEPCO setzt sich engagiert dafür ein, nachhaltige Energielösungen bereitzustellen.»

Eun-Bo Sim, President des KEPCO Research Institute

Der ABB-Phasenschieber mit einer Blindleistung von 50 Megavoltampere und einer Leistung von annähernd 500 Megawatt wird in der Nähe einer Hochspannungs-Gleichstrom-Station im Norden von Jeju installiert, wo ein Seekabel die Insel ans Festlandnetz anbindet. Sein wesentliches Merkmal ist die Konfiguration mit hohem Trägheitsmoment, die den Phasenschieber mit einem großen Schwungrad koppelt. Dieser Ansatz erhöht die sofort verfügbare Trägheit um ein Vielfaches. So wird sichergestellt, dass die Netzfrequenz innerhalb der engen Grenzen stabil gehalten wird, die für ein zuverlässiges Stromnetz notwendig sind. Gleichzeitig sorgt der Phasenschieber für Spannungsstabilität.

«Mit bewährter ABB-Technologie und Konstruktionen, die koreanischen Standards entsprechen, wird der Phasenschieber mit Schwungrad die Frequenz des Stromnetzes von Jeju erheblich stabilisieren. Mit diesem Projekt setzt ABB Maßstäbe für solche Systeme in Südkorea. Wir freuen uns darauf, unsere technische Kooperation mit KEPCO fortzusetzen und die Stabilität des koreanischen Stromnetzes im Zuge des Übergangs zu grüner Energie in Zukunft weiter zu verbessern.»

Kristina Carlquist, Leiterin der Produktlinie Phasenschieber in der ABB-Division Large Motors and Generators

Der Phasenschieber für Jeju wird von ABB in Schweden im Rahmen eines Pakets konstruiert und hergestellt, das auch das Engineering und die Inbetriebnahme umfasst. Er soll Ende 2026 in Betrieb genommen werden.