Die Abwasserbetriebe kämpfen derzeit mit vier Herausforderungen: neue Prozesse in der Abwasserbehandlung, die wachsende Menge an Feuchttüchern im Abwasser, der Fachkräftemangel und die Energiekosten.
Um Mikroschadstoffe aus Medikamentenresten, Kosmetika und Pflanzenschutzmitteln aus dem Abwasser zu entfernen, ist eine vierte Reinigungsstufe nötig. Von den entsprechenden Anpassungspflichten sind viele Anlagen betroffen. Dafür sind zahlreiche Umbauten und Neubauten nötig. Das kostet Zeit und Geld und braucht gute Planung.
Der steigenden Zahl an Feuchttüchern im Abwasser wird im Moment kein Pumpensystem Herr: Bei zu vielen Tüchern verstopfen die Pumpen einfach. Das manuelle Lösen dieser Verstopfungen ist für das Personal eine sehr undankbare Aufgabe. Die Industrie hat Maschinen entwickelt, die Feuchttücher im Abwasserstrom zerkleinern, doch das schafft wieder neue Probleme: Die geschredderten Teile sind so klein, dass sie durch die Rechen der ersten Reinigungsstufe fallen. Dadurch gelangen sie in den Klärschlamm und werden verbrannt. Dort ist ihr hoher Kunststoffanteil aber ein Problem für die Rauchgasreinigung in der Monoverbrennung.
Eine der größten Herausforderungen für die Branche ist der Fachkräftemangel. Dabei geht es nicht nur um die Bezahlung. Hinzu kommen wie gerade erwähnt die anstrengenden Arbeitsabläufe. Und schließlich ist die Abwasseraufbereitung ein sehr wichtiger Beruf, der von der Gesellschaft aber nicht genügend wertgeschätzt wird.
Alle genannten Probleme werden von den steigenden Energiekosten überschattet. Die Frage, wie sich die Energieverfügbarkeit künftig entwickeln wird, verschärft diesen Faktor zusätzlich. Kläranlagen gehörten traditionell zu den größten Energieverbrauchern einer Kommune. Dieses Bild wandelt sich allmählich: Viele Betreiber setzen auf Stromerzeugung, ob mit Solaranlagen, Turbinen oder Blockheizkraftwerken, die mit Faulgas aus Klärschlamm betrieben werden. Es gibt Anlagen wie das Klärwerk in Trier, die sogar eine positive Energiebilanz haben – trotz der energieintensiven Prozesse. Betreiber, die sich gar nicht um die Energie kümmern, sind heute die Ausnahme. Insgesamt steht die Branche aber noch vor großen Veränderungsprozessen …