Trainings für die Industrie an der ABB University

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Ob Technikerinnen, Bediener oder Wartungs- und Betriebsmitarbeiter: In Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, dass das Personal top geschult ist. Wie die ABB University dazu beiträgt, das Wissen und die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stetig zu verbessern, erklärt Gottfried Kremer, Leiter des Standorts Frankfurt. 

Herr Kremer, auf den Punkt gebracht: Was ist die ABB University und welche Ziele hat das Programm? 

Mit den technischen Schulungsangeboten bieten wir praxisorientiertes Training für unsere Kunden und Mitarbeiter – in über 20 Ländern  und nach einheitlichen Standards. ABB University lautet der Oberbegriff für dieses Konzept, das ein konsequentes Zertifizierungsprogramm beinhaltet.

Gleichzeitig muss man sagen, dass es die eine ABB University gar nicht gibt. Wir haben vielmehr eine übergeordnete Organisation, die die hohe Qualität und vergleichbare Inhalte sicherstellt.

Passend zur globalen Aufstellung von ABB gibt es an allen Standorten viele verschiedene Abteilungen, die Trainings für Kollegen und Kunden anbieten, aus völlig verschiedenen Bereichen – aus der Robotik, aus der Antriebstechnik oder wie in meinem Fall aus der Prozessleittechnik. 

Gottfried Kremer, Leiter des Standorts Frankfurt der ABB University.

Gottfried Kremer

Viele Kunden von ABB sind ähnlich global aufgestellt wie Sie. Bedeutet das praktisch: Wenn die Mitarbeiterin eines Kunden hier in Frankfurt ein Training bei Ihnen absolviert hat und dann an den Standort ihres Unternehmens nach Schweden wechselt, haben ihre skandinavischen Kollegen die gleichen Inhalte bei der ABB University in Västerås gelernt? 

Darauf kann sie sich verlassen, genau. Unsere internationalen Kunden suchen deshalb auch länderbezogen nach den jeweils benötigten Schulungsangeboten, um sicherzustellen, dass das Personal weltweit mit dem gleichen Qualitätslevel geschult wird.

Wir gehen aber auch auf die teils sehr diverse Situation der Teams ein: Bei vielen Kunden ist die Unternehmenssprache auch an deutschen Standorten Englisch. Deshalb bieten wir in Frankfurt alle Schulungen zweisprachig an. 

Sind die Schulungen immer Präsenzveranstaltungen? 

Wir versuchen, bei allen Schulungen Trainer und Teilnehmer für mehrere Tage in einem Trainingsraum zu versammeln, das ist momentan auch immer noch die bevorzugte Variante unserer Kunden. Seit der Corona-Pandemie haben unsere Kunden aber bemerkt: Es ist besser, ein Onlinetraining zu machen als gar kein Training. Wir bieten fast alle Seminare auch als Onlinevariante an – übrigens schon vor 2020. Bei dieser Variante bekommen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Remote-Zugang zur selben Trainingsumgebung wie wenn vor Ort geschult wird. Parallel läuft ein Videochat, über den Fragen geklärt werden können. 

 

Teilnehmer können also mehr erwarten als nur Präsentationen gezeigt zu bekommen? 

Bei jeder Veranstaltung besteht etwa die Hälfte der Zeit aus praktischen Übungen – deshalb sprechen wir ja auch von Trainings. Statt durchgehenden Referaten eines Trainers findet Austausch statt, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können remote genauso Fragen stellen wie vor Ort. Das ist auch wichtig, wenn über vier oder fünf Tage hinweg Wissen vermittelt wird. Ausnahmen, die nur in Präsenz trainiert werden, gibt es natürlich bei gewissen Inhalten, für die man Hardware im Wortsinn begreifen muss. Eine Leitwarte hingegen kann man zum Beispiel gut auf einem ganz normalen Laptop simulieren. 

 

Apropos Leitwarte: Die Software dafür ist überall dieselbe, aber der Einsatz unterscheidet sich je nach Branche stark. Wie können Sie für alle Industrien die jeweils benötigten Inhalte vermitteln? 

Durch eigens entwickelte Modelle. Wir haben zum Beispiel einen Reaktor wie in der chemischen Industrie als Modell, aber auch ein kleines Kraftwerk, ein Wasserwerk, und so weiter – es gibt ganz verschiedene Modelle, je nach Trainingsinhalt, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Arbeitsumgebung darin wiedererkennen und wirklich praxisnah trainieren können. 

„Auf Wunsch bieten wir auch Trainings direkt am Standort der Anwender oder in nächster Nähe an.“

Gottfried Kremer, Leiter des Standorts Frankfurt der ABB University

Was ist mit Unternehmen, deren Personal die Arbeitsumgebung nicht für mehrere Tage verlassen kann, aber trotzdem in Präsenz trainieren möchte?

Auf Wunsch bieten wir auch Trainings direkt am Standort der Anwender oder in nächster Nähe an – zum Beispiel, damit weniger Abwesenheitstage anfallen, oder auch, um Reisekosten zu sparen. Beides hat Vorteile: Nah am Standort kann man das Erlernte schnell auf den eigenen Arbeitsplatz übertragen. Einige Kunden wollen ihrem Personal aber auch gezielt die Chance geben, mal raus aus dem Alltag zu kommen.

 

Sie sprachen eingangs über Mitarbeitende von ABB, die an den Trainings teilnehmen. Was hat es damit auf sich? 

Das sind typischerweise Kolleginnen und Kollegen, die in einen Bereich wechseln oder gerade neu eingestellt wurden. Wer bei ABB im Service arbeitet, muss die Herausforderungen jeder Branche bestens kennen – das wollen wir sicherstellen. Deshalb bekommen viele Servicemitarbeiter dieselben Inhalte vermittelt wie alle anderen Trainingsteilnehmer, also etwa MSR-Techniker, Wartungspersonal, Engineering Manager oder Systemadministratoren. 

 

Wirkt sich der Fachkräftemangel auf die Angebote der ABB University aus? 

Unsere Kunden stehen vor einem zweigeteilten Problem: Erstens gehen viele langjährige Mitarbeiter mit umfangreichem Fachwissen in den Ruhestand, zweitens wird die Suche nach qualifiziertem Nachwuchs schwerer. Wir können Unternehmen unterstützen, diese Lücke zu füllen, indem wir Wissensmanagement bieten. Gleichzeitig hilft diese Vernetzung natürlich auch ABB, denn so sind wir nah am Puls der Betreiber und stellen sicher, dass die Trainings immer aktuell bleiben. 

Führt dieser intensive Austausch bei einigen Kunden nicht auch zu der Angst, dass der Wettbewerb Betriebsgeheimnisse in Erfahrung bringt? 

Darauf gehen wir mit unterschiedlichen Trainingsformen ein. Wenn in offenen Trainings Grundlagenwissen vermittelt wird, ist die Gefahr ohnehin nicht gegeben, dass Besonderheiten aus den einzelnen Betriebsprozessen offengelegt werden. Für sehr spezifische Themen bieten wir Trainings exklusiv für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines einzelnen Unternehmens an … 

 

… etwa für konkrete Projekt wie die Inbetriebnahme eines neuen Standorts? 

Genau, das kommt häufig vor. Dann ist das Training des neuen Leitsystems zum Beispiel Teil des Gesamtpakets, das der Kunde erwirbt. Andere Teilnehmer kommen aus Eigeninitiative, ein dritter Teil, weil der Teamleiter oder die Teamleiterin sieht, dass Bedarf besteht, das Wissen des Teams zu erweitern. 

 

Erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende ein Zertifikat, das ihnen bestätigt, das erforderliche Wissen erhalten zu haben? 

Auch wenn wir die ABB University sind, gibt es bei uns keine Zeugnisse. Das wäre aufgrund der teilweise sehr unterschiedlichen, auf Zielgruppen und Unternehmen zugeschnittenen Inhalte auch gar nicht möglich. Wir definieren stattdessen durch die zentrale Zertifizierung aller Standorte der ABB University einheitliche Qualitätsstandards für alle globalen Angebote. Die hohe Qualität wird uns durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ebenso bestätigt wie durch ihre Unternehmen. Viele Kunden schicken ihren Nachwuchs seit Jahren immer wieder zu uns und fragen teilweise sogar bestimmte Trainerinnen oder Trainer an. Das ist für uns der beste Beweis, dass unser Angebot zu den Herausforderungen passt.