Stefan Basenach: Absolut. Das Energiemanagement ist dabei der Bereich, in dem sich verschiedene Sektoren, die bisher getrennt gefahren werden konnten, am schnellsten vernetzen. Industrielle Verbraucher stellen sich viel bewusster als bisher die Frage: Welche Formen von Energie sind für mich wichtig und wie beziehe ich sie? Großverbraucher wie die chemische Industrie gehen von der Verdreifachung der elektrischen Energieverbräuche von Standorten aus – weil für Prozesswärme künftig Power to Heat genutzt wird, anstatt Gas zu verbrennen. Und gleichzeitig ist der Anspruch dabei natürlich, dass grüner Strom bezogen wird. Daran zeigt sich die Dimension dieser Veränderung.
Da grüne Energiequellen volatiler sind, werden sich in diesem Zuge auch die Energiepreise verändern und selbst im Tagesverlauf schwanken. Deshalb werden viele Großverbraucher eine Eigenproduktion für grünen Strom vorhalten, auf den sie zurückgreifen, wenn ihnen die Energie am Markt zu teuer wird. Spitzen werden abgedeckt und es wird immer das Optimum zwischen Kauf und Eigenerzeugung erzielt.
Kai Garrels: Diese Entwicklung wird auch Auswirkungen auf die industrielle Produktion haben. Ist die Fabrik nicht zu 100 Prozent ausgelastet, werden Batches auf einen anderen Zeitpunkt verlegt, zu dem das Energieangebot wieder besser ist. Der Energiebedarf von Produktionsprozessen wird also eine viel größere Rolle spielen als das heute der Fall ist.