„Roboter schaffen Raum für sinnvollere Aufgaben“

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Sebastian Spanfelner begeistert sich seit seiner Kindheit für Technik – und hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Als Vertriebsleiter des Bereichs Industries bei ABB Robotics kümmert er sich unter anderem um die Vermarktung innovativer Robotik-Lösungen zur Beschickung von Maschinen. Warum er denkt, dass diese noch eine große Zukunft vor sich haben und dem Menschen die Arbeit nicht streitig machen, erklärt er im Interview. 

War die Arbeit mit Robotern immer schon Ihr Traumberuf?

Meine Leidenschaft für Technik wurde mir gewissermaßen in die Wiege gelegt. Mein Vater übte bereits einen technischen Beruf aus, so dass ich mich früh dafür begeistert habe. Seit 1999 arbeite ich in der Automatisierung. 2000 durfte ich meinen ersten Roboter programmieren. Das war für mich ein einschneidendes Erlebnis. Ich wollte genauer verstehen, wie sich ein Roboter bewegt und wie er mit Menschen und weiteren Anlagen interagiert. Heute sind Roboter für mich die ideale Besetzung, wenn es in der Produktion darum geht, Menschen zu entlasten und Prozesse effizienter zu machen.

Und wie wurden Sie auf ABB aufmerksam?

Vor ABB habe ich bei mehreren weltweiten Anbietern für Automatisierung und Robotik gearbeitet, dort verschiedene Stationen durchlaufen und zusätzlich Betriebswirtschaft studiert. So kam ich zum Vertrieb. Mein Profil war offenbar interessant für ein Personalbüro, das mich für einen international tätigen Konzern ansprach. Als ich erfuhr, dass es sich um ABB handelt, war ich Feuer und Flamme. Denn ich hatte bereits ABB-Roboter programmiert und war begeistert, wie bedienerfreundlich, flexibel und zuverlässig sie sind.

Sie arbeiten jetzt seit sieben Jahren bei ABB. In welcher Position sind Sie eingestiegen, und wie hat sich Ihre Rolle im Laufe der Zeit entwickelt?

Dem Vertrieb bin ich auch bei ABB treu geblieben, zunächst im Außendienst. In dieser Zeit habe ich Kunden zu den Lösungen von ABB beraten. Nach ein paar Jahren habe ich zusätzlich das Channel Management übernommen und unsere Partner im indirekten Vertrieb gesteuert. Und 2023 wurde ich dann Vertriebsleiter für den Bereich General Industry.

Die automatisierte Maschinenbeschickung gehört heute in vielen Branchen zum Produktionsalltag. Wie kam es dazu?

Die robotergestützte Beschickung von Maschinen schafft Abhilfe beim Fach- und Arbeitskräftemangel, entlastet aber auch Mitarbeitende. Wie groß das Interesse an der Technologie ist, erleben wir auf Berufsmessen immer wieder. Die jungen Leute interessieren sich dafür, wie Roboter programmiert werden können. Darüber hinaus sichert die automatisierte Maschinenbeschickung die Produktqualität, da Roboter sehr zuverlässig arbeiten. Wenn beispielsweise teure Bauteile aus Luft- und Raumfahrt durch menschliche Fehler beschädigt werden, entsteht Ausschuss und damit ein großer wirtschaftlicher Schaden. Die Maschinenbeladung mit Robotern hilft dabei, Fehler weitestgehend auszuschließen.

Können Roboter eigentlich verschiedene Bauteile unterscheiden?

Ja, das können sie. Die Maschinenbeschickung mit Vision-Systemen setzt sich durch. Kameras helfen den Robotern dabei, Bauteile und Bauteiltypen zu erkennen. Künstliche Intelligenz sorgt für noch leistungsstärkere Vision-Systeme, die selbstlernend vorgehen. Das können auch Lösungen von ABB, beispielsweise beim Item-Picking.

Wie hoch ist der aktuelle Grad der Automatisierung bei der Maschinenbeschickung am Markt?

Meiner Ansicht nach zu gering, auch wenn hinsichtlich Ländern und Branchen Unterschiede bestehen. In Sachen Maschinenbeschickung ist zum Beispiel der Werkzeugmaschinenbau eine Branche mit viel Automatisierungspotenzial in Deutschland. Hierzulande sind schätzungsweise nur 30 Prozent der Werkzeugmaschinen automatisiert. In anderen Branchen sieht das anders aus. In der Automobilindustrie etwa gibt es vielfach einen geringen Bauteilmix. Die Produktionslinien für Nockenwellen, Kurbelwellen oder Motorgehäuse laufen deshalb vollautomatisiert ab. Die Automatisierung sollte sich aber auch bei Lohnfertigern und KMU mit einem großen Bauteilmix durchsetzen.

Den Ausschlag für eine Automatisierung geben oft Autonomiezeiten und Return on Investment. Wie lange kann ein Roboter autark arbeiten?

Die Autonomiezeit spielt hinsichtlich des ROI gewiss eine große Rolle, hängt aber von mehreren Faktoren ab. So kommt es darauf an, wie lange eine Prüfanlage benötigt, Bauteile zu testen, oder wie groß und komplex die Bauteile sind. Wir geben unseren Kunden für die Autonomiezeit einen exakten Stundenwert mit, damit sie beispielsweise Nachtschichten im mannlosen Betrieb planen können.

Mit steigender Autonomie der Produktionszelle lässt sich schnell ein attraktiver ROI erzielen. Die Anschaffungskosten der Automatisierung treten in den Hintergrund, wenn sich ein ROI von weniger als 6 Monaten darstellen lässt. Wir raten unseren Kunden dazu, vor der Entscheidung eine ausführliche ROI-Berechnung durchzuführen, und unterstützen bei Bedarf. Ein Kunde, der beispielsweise eine investitionsintensive Werkzeugmaschine kauft, sollte sich die Frage stellen, ob er es sich leisten kann, diese Maschine ohne Automation betreiben zu können.

Flexibilität steht bei vielen Kunden ebenfalls hoch im Kurs. Wie sieht es damit aus?

Wie vorhin erwähnt, wünschen wir uns eine stärkere Automatisierung bei den Lohnfertigern. Diese haben nur einen kurzen Planungshorizont und wissen häufig nicht, welchen Auftrag sie in vier bis sechs Wochen bearbeiten. Deshalb haben sie die Sorge, dass sie sich mit der Automatisierung an ein Bauteil binden. Doch diese Bedenken sind unbegründet. Der aktuelle Stand der Technik ermöglicht eine flexible Automatisierung: Das Wechseln von Bauteilen selbst in nur einer Schicht stellt kein Problem dar.

Sichere Prozesse haben in allen Branchen höchste Priorität. Wie kann ABB diese gewährleisten?

Mit flexiblen Ansätzen. Heute geht der Trend hin zu offenen Zellenkonzepten. Diese lassen sich mittlerweile sehr einfach realisieren, beispielsweise mit Schutzzäunen, die nur bestimmte Seiten umfassen, andere aber offenlassen. Letztere sind über Bodenscanner abgesichert. Zusätzlicher Schutz entsteht durch unsere Option SafeMove. Dabei wird der Roboter langsamer, sobald ein Mitarbeitender die Zelle betritt. Kommt dieser zu nah an den Roboter heran, stoppt dieser. Verlässt der Mitarbeitende die Zelle wieder, nimmt der Roboter den Betrieb wieder auf.

Sicherheit bekommt der Kunde aber auch bei den Prozessdaten. Beim Einsatz eines Roboters können Anwender alle Informationen einsehen, etwa wann sich welches Bauteil wo in der Maschine befindet. Bei Audits lässt sich dadurch einfacher nachweisen, dass ein bestimmter Prozess sicher abläuft.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Einführung von Robotern?

Erfolgreiche Automatisierung benötigt auch geschulte Fachkräfte. Mitarbeitende, die wenig Erfahrung mit der Automatisierung haben, benötigen technische Unterstützung – und bisweilen Aufklärung. Mitunter grassieren Vorbehalte, dass Roboter Arbeitsplätze wegrationalisieren. Das ist aber nicht so, stattdessen schaffen sie Freiräume für wertigere Tätigkeiten. Dies gilt es zu vermitteln, um Ängste zu nehmen und erfolgreich zu automatisieren. Wir bieten potenziellen Kunden dazu Testphasen für unsere kollaborativen Roboter an.

Was hält die Zukunft für Produktionsroboter bereit?

Künstliche Intelligenz bleibt ein Dauerbrenner. Die Möglichkeit, mit KI und auf Kamerabasis ähnliche Bauteile zu erkennen, wird sich weiterentwickeln. Vor- und nachgelagerte Prozesse werden weiterhin im Fokus stehen und neue Strategien bei der Automatisierung erfordern. ABB bietet neben Robotern für die Maschinenbeschickung schon heute Komplettlösungen, die den kompletten Verpackungsprozess miteinschließen.

Werden Sie die weitere Entwicklung der ABB-Produkte persönlich begleiten?

Absolut. Ich freue mich nach wie vor jeden Tag auf meine Arbeit. Die Größe und Innovationskraft von ABB begeistern mich ständig aufs Neue. Aber nicht nur das ganzheitliche Produktportfolio stimmt, sondern auch der Umgang von ABB mit ihren Mitarbeitenden. Daher freue ich mich darauf, ABB auf ihrer spannenden Reise zu begleiten.