Ist der Einsatz von Frequenzumrichtern also bei jeder Anwendung sinnvoll?
Unsere Erfahrung ist, dass ein Frequenzumrichter bei einem Großteil der Anwendungen sinnvoll ist. Das wissen auch nahezu alle Anlagenbetreiber. Fällt die Entscheidung gegen einen Frequenzumrichter, liegt das meist eher an einer mangelnden Investitionsbereitschaft. Dabei wird verkannt, dass die Anschaffungskosten in der Regel nur wenige Prozent der gesamten Lebenzykluskosten sind. Der Großteil der Kosten fällt auf die Strom-Betriebskosten. Vor dem Hintergrund hoher Energiepreise ist der Return on Investment aber so schnell erreicht, dass die Anschaffung allein unter dem Gesichtspunkt der Energieersparnis fast überall Sinn ergibt.
Aber selbst bei Anwendungen, in denen der Motor fast immer mit derselben Leistung läuft, kann sich ein Frequenzumrichter lohnen. Was ich eingangs über Aufzüge gesagt habe – wo Umrichter ruckartige Starts und Stopps vermeiden –, trifft nämlich auch auf industrielle Anwendungen zu: Mit einem sogenannten Sanftstart vermeidet ein Umrichter zum Beispiel, dass eine Pumpe beim Anfahren sofort mit voller Leistung fördert. So wird die Rohrleitung geschont und die Standzeit des gesamten Systems verlängert.
Seit wann werden Frequenzumrichter eigentlich eingesetzt?
Im Jahr 1970 begann in Finnland bei Strömberg (heute ABB) die Entwicklung an sogenannten pulsweitenmodulierten Umrichtern mit variabler Frequenz, den Ursprüngen des heutigen Frequenzumrichters. Der erste Einsatz war in der U-Bahn in Helsinki, der Frequenzumrichter mit dem allseits bekannten Markennamen SAMI war geboren. Ein bahnbrechender Erfolg, der den Einsatz in zahlreichen Anwendungen in der Industrie ermöglichte. Die ersten Umrichter boten noch keine hochdynamische Regelung wie heutige Antriebe, sie wurden für Anwendungen wie Pumpen und Lüftern eingesetzt, oder auch für den Materialtransport und in Fahrzeugen. Heute Erreichen wir mit Direct Torque Control annähernd die Regeleigenschaften eines Servoantriebs. Im Industriebereich hat es bis in die 80er-Jahre gedauert, bis Frequenzumrichter quasi Standard wurden und in vielen Bereichen die Gleichstromantriebe verdrängt haben. Dabei hat auch die Ablösung der Analogtechnik durch die Prozessortechnik geholfen – übrigens auch, was die Größe der Geräte betrifft.
Wie können heutige Frequenzumrichter erkennen, welche Leistung der Motor erbringen muss?
Die Leistungsabgabe des Motors spielt für den Umrichter eine untergeordnete Rolle. Er berechnet zwar die Leistung und muss für die Anforderungen ausgelegt sein, aber es werden die Drehzahl und das Drehmoment des Motors geregelt. Die erforderliche Leistungsabgabe des Motors ergibt sich aus den Prozessbedingungen. Treibt er beispielsweise eine Pumpe an, hängt die nötige Leistung davon ab, wie viel Flüssigkeit in welcher Zeit gefördert werden muss. Dabei spielen natürlich auch Faktoren wie Rohrleitungsgröße, Viskosität oder Temperatur eine Rolle. Um in der Analogie des Autofahrens zu bleiben: So wie ich mit dem Gaspedal regle, wie schnell ich fahren möchte und somit wie viel Leistung der Motor auf die Straße bringt, muss der Anlagenbediener oder die Steuerung dem Umrichter vorgeben, welche Drehzahl oder welches Drehmoment der Antrieb erbringen soll.
So wie es den Tempomat fürs Auto gibt, kann eine übergeordnete Steuerung die Maschine und den Prozess doch auch automatisieren?
Einfache Anwendungen sind auf solche Möglichkeiten nicht angewiesen, aber für komplexere Prozesse stimmt das: In eine Steuerung eingebunden, kann die Koordination der verschiedenen Antriebe in der Maschine automatisiert ablaufen. Allerdings ist das auch für anspruchsvolle Anwendungen nicht immer notwendig. Frequenzumrichter von ABB bieten komplexe interne Programmierungsmöglichkeiten, die intelligent auf variable Prozessbedingungen reagieren können.