Das Whitepaper von ABB und dem Fraunhofer IPA identifiziert sechs zentrale Handlungsfelder, die die Emissionen in der Zementherstellung deutlich senken können.
Senkung des Klinker-Zement-Verhältnisses
Durch alternative Zuschlagstoffe wie Kalkstein oder industrielle Nebenprodukte kann der Klinkeranteil im Zement reduziert werden – das senkt die CO2-Emissionen. Früher kamen vor allem Hüttensand und Flugasche zum Einsatz, doch diese werden knapper. Künftig wird deshalb Kalkstein wichtiger. Das Einsparpotenzial ist groß, doch es gibt Grenzen: Der Klinkeranteil lässt sich nur begrenzt senken, ohne die Zementeigenschaften zu beeinträchtigen.
Erforschung alternativer Bindemittel
Auch alternative Klinker mit geringerem CO2-Ausstoß werden seit Langem genutzt, etwa Belit-Klinker, der zu Einsparungen führt. Neue Ansätze wie CACS-Zemente binden CO2 beim Aushärten und könnten Emissionen ausgleichen. Das Kürzel steht für „Carbonated Calcium Silicate Cements“, also Zemente, die auf der Karbonatisierung von Calciumsilikaten basieren. Auch durch Magnesiumoxide gebundene Zemente aus silikatischen Quellen versprechen Potenzial, wenn sie aus kohlenstofffreien Materialien stammen. Viele dieser Technologien sind aber noch nicht marktreif und stehen vor Herausforderungen bei Verfügbarkeit und Umweltbilanz.
Abscheidung und Nutzung oder Speicherung von CO2 (CCS)
Für die unvermeidbaren prozessbedingten Emissionen bleibt langfristig voraussichtlich nur die Abscheidung der Treibhausgase. Das eingefangene CO2 kann gespeichert (Carbon Capture and Storage, CCS) oder weiterverwendet werden: etwa zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe oder als Rohstoff in der chemischen Industrie. Erste Pilotanlagen zeigen bereits, dass CCS technisch machbar ist. Jetzt kommt es auf die Skalierung der Prozesse und die Wirtschaftlichkeit an.
Einsatz von Elektroöfen oder elektrischer Vorwärmung
Eine vollständige Elektrifizierung des Brennprozesses ist zwar noch nicht serienreif, aber technisch möglich. Auch durch eine elektrische Vorwärmung kann der fossile Brennstoffeinsatz reduziert werden. Wenn der dafür verwendete Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, verbessert sich die CO2-Bilanz deutlich.
Einsparungen durch thermische Effizienz
Ein Ansatz zur Senkung energiebedingter Emissionen in der Zementproduktion ist die Nutzung von Abwärme. Thermoelektrische Generatoren können daraus Strom erzeugen und so Emissionen deutlich reduzieren. Studien zeigen: Bereits 10 % der Wärmeverluste könnten 36 % bis 58 % des Strombedarfs eines Zementwerks decken. Die Rückgewinnung von Wärme aus Abgasen allein könnte bis zu 30 % des Strombedarfs liefern.
Fossile Brennstoffe durch biogene oder alternative Brennstoffe ersetzen
Schon heute wird in vielen Zementwerken Abfall, Biomasse oder Klärschlamm mitverbrannt. Dieses Verfahren kann ausgeweitet werden – vorausgesetzt, die Brennstoffe sind nachhaltig und schadstoffarm. So werden CO2-Emissionen aus der Verbrennung gesenkt.
Übergreifend liegen auch in der Anlagentechnik große Potenziale: Motoren, Ventilatoren, Pumpen und Kompressoren können durch hocheffiziente Antriebe mit Frequenzumrichtern erheblich Energie sparen. ABB bietet dafür ein breites Lösungsportfolio, das auch Condition Monitoring und Prozessautomatisierung umfasst.