Fakt oder Fiktion? Mythen über Industrieroboter & Automatisierung

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Intro

Auf einer Cocktail-Party Mitte der 50er Jahren kam es zu einer folgenschweren Begegnung, die unsere Industriegeschichte nachhaltig verändern sollte: Der Erfinder George Devol und der Ingenieur Joseph Engelberger unterhielten sich über eines der neuesten Patente von George Devol: den mechanischen Arm. Der Unternehmer Engelberger war sofort von der Idee fasziniert. Die Folge des Party-Smalltalks: Sie gründeten eine gemeinsame Firma und entwickelten den ersten Industrieroboter. Das Zeitalter der Industrierobotik war geboren. Von Beginn an gab es zahlreiche Mythen und Vorurteile über die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Automatisierung. Einige davon halten sich hartnäckig bis heute. Zeit für einen Faktencheck.

Mythos 1: Roboter sind Job-Killer

Durch den Einsatz von Robotern wurden tatsächlich zahlreiche Tätigkeiten innerhalb der Produktion wegrationalisiert. Der zunehmende Kostendruck und der Fakt, dass Roboter weder eine 35-Stunden-Woche fordern noch Ruhezeiten brauchen, führte in nahezu allen Industriezweigen zur Automatisierung. Doch greift diese Art der Argumentation zu kurz. Denn wenn man auf die Qualität der Tätigkeiten schaut, die von Robotern übernommen wurden, wird klar, dass zahlreiche physisch belastende und monotone Aufgaben ersetzt wurden. Das Montieren, Schweißen, Schneiden, Schrauben sowie das Materialhandling, sprich das Heben und Bewegen von schweren Lasten, waren eine gesundheitliche Belastung für die Arbeitskräfte. Entsprechend unbeliebt waren diese Tätigkeiten. Anhand der Automatisierung lässt sich gut der Wandel von der Arbeitsgesellschaft zur Wissensgesellschaft demonstrieren. Körperlich anstrengende und teilweise gesundheitsgefährdende Tätigkeiten fielen weg. Doch neue, anspruchsvollere und damit interessantere Jobs bei der Überwachung, Steuerung und Qualitätskontrolle kamen und kommen hinzu. Denn in der neuen Arbeitswelt müssen Roboter programmiert, gewartet und repariert sowie umgerüstet werden.

Job-Motor oder Job-Killer – für jede These gibt es die passende Studie. Die sehr häufig zitierte Oxford-Studie geht davon aus, dass 47 % der US-Jobs Opfer der Automatisierung werden. Eine Studie des McKinsey Global Institute wiederum kommt zu dem Fazit, dass zwar bis 2030 etwa 375 Millionen Arbeitsplätze weltweit aufgrund der Automatisierung verdrängt werden, jedoch dieselbe Zahl an neuen Jobs entstehen wird, wenn Unternehmen neue Technologien einsetzen und Mitarbeitende umschulen. Und ein richtig positives Bild zeichnete eine Prognose des World Economic Forum: Diese ging von einem Nettoplus von 58 Millionen neuen Arbeitsplätzen aus.

Ergebnis Fakten-Check: Es ist wie mit dem halbleeren oder halbvollen Glas. Keine eindeutige Antwort. Wir sagen: Automatisierung frisst keine Jobs. 

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„Durch den Einsatz von Robotik (…) haben die Mitarbeitenden auch die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, indem sie lernen, wie man die Maschinen programmiert und bedient.“  

Hungrig nach Automatisierung

Mythos 2: Roboter & Automatisierung sind nur etwas für Großunternehmen

Lange Zeit war diese Aussage korrekt. Wie bei nahezu allen technologischen Innovationen sind zunächst große Unternehmen und Konzerne in der Lage, die dafür notwendigen Investitionen zu tätigen. So war der Einsatz von Computern in den 60er und 70er Jahren noch Banken und Versicherungen vorbehalten. Doch auf die Großrechner folgte die PC-Revolution. Ähnlich verhält es sich bei Robotern. Diese starteten ihren Siegeszug bei internationalen Automobil- und Elektronikkonzernen. Rasch schwappte die Erfolgswelle auf den Mittelstand und Zulieferer über. Durch neue Generationen von Robotern sind Cobots inzwischen auch bei Handwerksbetrieben- und Kleinunternehmen im Einsatz. Ein Beispiel: Der österreichische Möbelteileproduzent Speedmaster fertigt maßgeschneiderte Möbel und beliefert über 21.000 Tischlereibetriebe mit individuellen Möbelteilen. Dazu zählen Möbelfronten, Arbeitsplatten und Küchen, die alle nach Wunschmaßen gefertigt werden. Ursprünglich als Tischlerei gestartet, hat sich Speedmaster dank Einsatz von Robotern zu einem innovativen Produzenten von Möbelteilen mit 300 Mitarbeitenden entwickelt.

Doch auch in nicht-produzierenden Branchen hilft der Einsatz von Robotern, Geschäftsmodelle effizient und kostengünstig zu betreiben. So zählen sich unter den ABB-Kunden und Anwendern etwa Online-Apotheken, diverse E-Commerce-Anbieter, aber auch der Einzelhandel. Der Berliner Modehändler Solebox nutzt einen ABB-Roboter etwa für das Microfullfilment. Kunden können im Laden Schuhe über einen Bildschirm auswählen, der Roboter holt diese aus dem Regal und legt sie in eine Schublade. Wenn der Kunde den Schuh nicht passend findet oder ein anderes Modell anprobieren möchte, stellt der Roboter den Schuh wieder zurück ins Regal.

Ergebnis Fakten-Check: Hier fällt das Votum eindeutig aus. Roboter sind in nahezu allen Branchen im Einsatz und es gibt für (fast) jedes Budget eine passende Lösung. 

Infografik

Mythos 3: Die Bedienung von Robotern ist kompliziert

Es stimmt, dass ein gewisses Maß an Fachkenntnissen erforderlich ist, um Roboter programmieren und bedienen zu können. Allerdings hat die Technologie in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, und es ist heute einfacher denn je, mit Robotern zu arbeiten. Viele Hersteller bieten nutzerfreundliche Systeme an, die eine einfache Bedienung ermöglichen, auch für Personen ohne umfassende technische Kenntnisse. So gibt es mittlerweile verschiedene neue Methodiken, wie sich Roboter programmieren lassen, ohne wirklich tief in das Coding einsteigen zu müssen. ABB bietet mit Wizard Easy Programming eine einfache Programmieroberfläche. Die Software deckt wesentliche Roboterfunktionen wie „Bewegen“, „Greifen“ oder „Vakuum-Sauggreifen“ ab. Benutzer können Funktionen einfach per Drag & Drop auf das Bediengerät ziehen und so ein Programm erstellen. Wizard Easy Programming ist die perfekte Ergänzung zur so genannten Lead-Through-Funktionalität. Dies bedeutet, dass der Mensch dem Roboter handgeführt Bewegungen und Positionen „beibringen“ kann. Fakt ist aber auch, dass bei größeren Anlagen, in denen mehrere Roboter zum Einsatz kommen, Programmierkenntnisse unabdingbar sind.  

Ergebnis Fakten-Check: Es tut sich viel bei der Vereinfachung der Programmierung. Kleine, wenig komplexe Anlagen lassen sich heute ohne Programmierkenntnisse installieren und betreiben. Wenn es größer und komplexer wird, dann braucht es Programmierkenntnisse. Aber kein Problem: Bei ABB bilden wir umfangreich in Sachen Roboterprogrammierung aus. 

Mythos 4: Ein Roboterleben endet nach 10–15 Jahren

Lange Zeit galt in Branchen wie der Automobilindustrie, dass mit dem Ende eines Modells auch die Roboterlinie ausgedient hat. Für das Nachfolgemodell wurde eine neue Linie mit Robotern der neuesten Generation aufgebaut. Heute fahren nahezu alle Industrien eine andere Strategie: In die Jahre gekommenen Roboter werden generalüberholt und für neue Aufgaben umgerüstet. So starten Roboter in ein zweites Leben. Oft ist es günstiger und praktischer für Unternehmen, einen gebrauchten Roboter gleichen Typs in eine bestehende Roboterlinie zu integrieren, als einen neuen Roboter zu kaufen. Dadurch müssen weder die Anlagenperipherie noch die Steuerung modifiziert werden und die Fachkräfte müssen nicht neu geschult werden. Außerdem spart das Unternehmen Kosten für zusätzliche Ersatzteile und Zubehör. Und nicht zuletzt zahlt dies auf Nachhaltigkeit ein.

Ergebnis Fakten-Check: Katzen haben angeblich sieben Leben – unsere ABB-Roboter nachweislich mindestens zwei.  

 

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