Nachhaltigkeit in der Produktion: „Wir schenken Robotern ein zweites Leben“

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Für ABB spielen Dienstleistungen eine wesentliche Rolle. In Teil 2 unserer Service-Serie widmen wir uns einem Thema, das für Kunden aus wirtschaftlicher und zugleich ökologischer Sicht immer mehr ins Zentrum rückt: die Generalüberholung von bestehenden Robotern. Dazu haben wir mit Ralf Knebel gesprochen. Der studierte Maschinenbauer ist seit 1998 bei ABB und leitet das Reconditioning-Team der Division Robotics.

Herr Knebel, welche Aufgaben verbergen sich hinter dem Begriff Reconditioning?

Unser Alltag besteht im Wesentlichen aus drei Themenfeldern. So reparieren wir defekte Baugruppen von Robotern, die bei unseren Kunden im Einsatz sind. Dazu zählen mechanische Teile wie etwa Motoren, Handgelenke oder Applikationsteile, aber auch elektronische Teile wie Programmierhandgeräte, Hauptrechner und Leistungseinheiten.

Ein zweites Aufgabenfeld ist die systematische Überholung von Robotern. In diesem Fall werden nicht einzelne Baugruppen, sondern ein kompletter Roboter bei uns bearbeitet. Dies geschieht etwa, wenn ein Kunde einen Roboter noch wesentlich länger einsetzen möchte, ein reibungsloser Betrieb aber aufgrund von Verschleiß oder Defekten nicht mehr gewährleistet ist. Andere Kunden kommen auf uns zu, wenn sie bestehende Roboter für einen neuen Anwendungsbereich nutzen möchten. Dies erfordert eine entsprechende Modifikation.

Und ein drittes Aufgabengebiet meines Teams besteht darin, gezielt Roboter, die Kunden nicht mehr brauchen, zurückzukaufen, zu modifizieren, zu überholen und dann als generalüberholte Geräte zu verkaufen.

Weshalb entscheiden sich Unternehmen dazu, einen bestehenden Roboter, der in die Jahre gekommenen ist, generalüberholen zu lassen oder einen Gebrauchtroboter zu kaufen, anstatt auf die neueste Generation zu setzen?

Die Gründe sind in der Praxis unterschiedlich. Ein sehr häufiges Szenario ist, dass ein Kunde eine Roboterlinie mit einheitlichen ABB-Robotertypen im Einsatz hat. Möchte er die Linie ergänzen oder erweitern, ist es günstiger, einen Gebrauchtroboter gleichen Typs einzubinden, anstatt einen Roboter der neuesten Generation zu integrieren. Und das macht Sinn: Wird ein gleicher Robotertyp ergänzt, müssen weder die Anlagenperipherie und noch die Steuerung modifiziert werden. Zudem müssen die Fachkräfte nicht neu geschult werden, da sie den Robotertyp ja bereits kennen. Letztlich muss der Kunde auch keine zusätzliche Ersatzteilbevorratung für ein weiteres Robotermodell einplanen. In Summe spart das Kosten.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist definitiv ein zentraler Treiber für viele unserer Kunden. Mit unserer Arbeit verlängern wir ein Roboterleben maßgeblich. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. Insgesamt meine ich ein Umdenken im Markt zu erkennen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus der Automobilindustrie: Wenn früher ein neues Automodell eingeführt wurde, bedeutete das auch das Ende für die bestehende Roboterlinie. Für das Nachfolgermodell wurde eine neue Linie mit Robotern der neuesten Generation aufgebaut. Heute gehen Unternehmen den Weg, die Laufzeit der Roboter gezielt zu verlängern. Dies geschieht sowohl aus Gründen der Nachhaltigkeit, aber sicherlich spielen auch wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle.

Wie lange kann man ein Roboterleben verlängern?

Man kann einen Roboter grundlegend überholen, so dass alle Schlüsselkomponenten neu sind. Dann fahren wir die Uhr fast auf null zurück, und so startet der Roboter in ein zweites Leben. Doch fragen unsere Kunden weniger, wie lange ein generalüberholter Roboter hält, sondern wie lange es Ersatzteile geben wird. Gerade auf elektronische Komponenten, Chips oder Halbleiter gilt es, ein besonderes Augenmerk zu legen.

Reparatur eines YuMi-Roboters in der Friedberger Roboter-Werkstatt.

Wie ist das Reconditioning-Team bei ABB weltweit organisiert?

Wir haben weltweit Wiederaufbereitungszentren in Shanghai für den asiatischen Markt, in den USA für Nord- und Südamerika sowie zwei Zentren in Europa: eines im tschechischen Ostrava und eines im hessischen Friedberg. In Friedberg sind wir der zentrale Ansprechpartner für alle Kunden im deutschsprachigen Raum. Doch wir haben auch – wie die anderer Wiederaufbereitungszentren – eine internationale Funktion. So sind wir für die Reparatur und Überholung von Lackierrobotern und Cobots Ansprechpartner für die ABB Service-Teams in ganz Europa.

Wie arbeiten Sie mit den anderen Service-Bereichen am ABB-Standort in Friedberg zusammen?

Wir haben eine enge Verzahnung mit allen Service-Bereichen. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit dem System-Service-Team, dem Servicetechniker-Team sowie dem Ersatzteil-Vertrieb. Häufig bieten wir dem Kunden verschiedene Alternativen an, damit er sich für die die perfekt zu ihm passende Service-Lösung entscheiden kann.

Sie haben Teil 1 unserer Service-Serie verpasst? Dann finden Sie hier das Interview mit Dana Merget, Leiterin des System-Service-Teams. Sie erklärt, wie sich durch gezielte Modernisierungsmaßnahmen die Betriebsdauer bestehender Anlagen deutlich verlängern lässt.

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