Not treibt Innovation: Wie KMU mit kleinen und leichten Robotern wieder wettbewerbsfähig werden

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Selbst mit anzupacken, kann ein tolles Gefühl sein: Wer sich allein oder im Team erfolgreich Aufgaben gestellt hat, weiß, wovon die Rede ist. Doch nicht immer tut es dem Menschen gut, wenn er Dinge wortwörtlich in die Hand nimmt. In vielen Branchen können monotone oder sogar gefährliche Tätigkeiten die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen. Wie gut, dass es kollaborative Roboter, kurz: Cobots, gibt: Sie nehmen dem Menschen viele dieser Aufgaben ab und lassen sich insbesondere in kleinen und mittleren Betrieben kosteneffizient einsetzen. Cobot-Experte Robert Löbach erläutert, worauf es dabei ankommt.

Herr Löbach, Cobots lassen sich aus vielen Branchen nicht mehr wegdenken. Was macht sie so besonders?

Robert Löbach: Cobots unterstützen auf vielfältige Weise, ob beim Probenhandling im Labor, beim Be- und Entladen von Maschinen im Werkzeugbau oder beim Schweißen von Bauteilen. Sie nehmen den Mitarbeitenden Aufgaben ab, die monoton, unergonomisch oder gefährlich sein können, gleichzeitig aber ein hohes Maß an Sorgfalt erfordern, um Qualitätsansprüche zu wahren. Cobots arbeiten dabei eng mit Menschen zusammen: Letztere werden also nicht ersetzt, wie oft befürchtet, sondern stark entlastet. Menschen bedienen nach wie vor Anlagen oder legen dem Roboter Bauteile zurecht – nur mit deutlich mehr Kapazitäten als zuvor. Der Cobot ist häufig der Einstieg in die Automatisierung und bildet gewissermaßen die Brücke von der reinen Handarbeit zur Vollautomatisierung.

Und damit zu mehr Produktivität?

Durchaus. Aber auch zu mehr Wettbewerbsfähigkeit. In Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) fehlen Fachkräfte. Vor allem für Handwerksbetriebe, Klein- und Mittelständler besteht die Herausforderung darin, ihren Produktionsstandort in DACH langfristig zu sichern. Dies gelingt nur mit einer schlanken Automatisierung, weshalb mich meine Aufgabe bei ABB so reizt. Mit einem guten Netzwerk an agilen Integratoren und Herstellern von Robotik-Zubehör können wir unseren Kunden maßgeschneiderte, automatisierte Lösungen anbieten, die exakt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Diese kenne ich nur zu gut: Meine ersten 14 Berufsjahre habe ich in einem familiengeführten mittelständischen Unternehmen gearbeitet, das Komponenten für die Automatisierung „Made in Germany“, später auch eigene Roboter hergestellt hat. Ich denke, dass gerade Cobots mit dazu beitragen können, den Fortbestand solcher und weiterer Betriebe zu sichern.

Wo Mensch und Maschine zusammenarbeiten, hat Sicherheit Priorität. Wie gelingt eine reibungslose Kooperation von Cobot und Mensch?

Cobots bewegen sich deutlich langsamer als Industrieroboter, die eine Geschwindigkeit von bis zu sechs Meter pro Sekunde erreichen können. In Kombination mit zusätzlicher Sensorik kann ein Cobot direkt mit Menschen zusammenarbeiten, eine Umhausung ist nicht nötig. Das macht Cobots nicht nur vielfältig, sondern auch zu einer sicheren Arbeitshilfe, die sich leicht und kompakt in die Produktionslinie integrieren lässt. Zudem können Unternehmen die Roboter dadurch flexibler und kostengünstiger einsetzen, was besonders KMU mit eher kleineren Investitionsbudgets entgegenkommt. Dennoch gilt: Cobots sind stets nur ein Teil einer umfassenden Automatisierungslösung. Das Lösungskonzept hängt immer von der jeweiligen Anwendung ab. Hierbei ist es wichtig, dass man sich im Vorfeld Gedanken über die Maschinensicherheit macht.

Worauf müssen Unternehmen sonst noch achten?

Bei Cobots handelt es sich – sofern sie nicht ab Werk zu einer Gesamtlösung gehören – um unfertige Maschinen, die zusätzliche Peripherien wie Greifer, Kameras, Förderbänder usw. benötigen, um ihre Aufgabe ausführen zu können. Sie funktionieren und erfüllen einen bestimmten Zweck, passen damit aber nicht automatisch in jeden Prozess. Unternehmen, die Cobots einsetzen möchten, müssen vorab Prozesse und Sicherheitsaspekte beleuchten, damit aus dem Roboter ein Teil einer funktionierenden Lösung wird. ABB bietet hierfür ein speziell auf Cobot-Anwendungen zugeschnittenes Partnernetzwerk an Integratoren, das die Lösungen umsetzt und dabei den Sicherheitsaspekten Rechnung trägt – auch für Unternehmen ohne Automatisierungserfahrung.

Die Betriebe stemmen den Aufwand also nicht allein?

Mit uns und unserem Partnernetzwerk an ihrer Seite müssen sich gerade kleine Betriebe keine Sorgen machen: Wir stehen ab der ersten Minute zur Seite und gehen diesen wichtigen ersten Schritt mit. ABB kann dank seinem umfassenden Robotik-Portfolio unabhängig dahingehend beraten, ob Cobots oder klassische Industrieroboter sinnvoll sind. Hier steht immer der Return on Investment (ROI) im Mittelpunkt.

Beschreiben Sie kurz, wie ein Automatisierungsprojekt beginnt.

Wir schauen uns die Aufgaben und Abläufe vor Ort an und geben eine Einschätzung ab, ob und wo sich ein Cobot lohnt – oder wo vielleicht doch ein klassischer Roboter weiterhilft. Wird es ein Cobot, können wir aus unserem breiten Portfolio das Modell vorschlagen, das am besten zur Anforderung passt – von unserem zweiarmigen Cobot YuMi über den vielseitigen GoFa mit Traglasten von bis zu zwölf Kilo bis hin zu fertigen, skalierbaren Lösungen wie Cobot-Schweißzellen. Egal, welche Lösung es wird: Unternehmen benötigen immer ein tragfähiges Sicherheitskonzept für die gesamte Anwendung. Hierfür leistet unser Partnernetzwerk den entsprechenden Support. Unser in Friedberg ansässiges Service-Team gibt im Verlauf des weiteren Roboter-Einsatzes zusätzliche Sicherheit und rundet das Angebot ab.

Ist die Sicherheitsfrage geklärt, kann es also gleich losgehen?

Ein wichtiger Schritt ist damit getan. Doch über Einsatzmöglichkeiten, Aufgaben und Prozesse muss ebenso Klarheit herrschen. Dazu unterstützen wir interessierte Unternehmen beispielweise mit RobotStudio. Die Simulationssoftware von ABB lässt sich für das gesamte ABB-Portfolio und natürlich auch bei unseren Cobots anwenden und zeigt, wie die Lösungen in der jeweiligen Produktionsumgebung funktionieren könnten – noch bevor ein echter Cobot dort Einzug hält. Wie viele Teile lassen sich pro Tag mit dem Cobot bearbeiten? Macht die angestrebte Positionierung im Raum Sinn? Diese und weitere Fragen können wir im Vorfeld uns während der Planungsphase genau am Rechner beantworten. So liefern wir vorab eine realistische, digitale Machbarkeitsanalyse, welche oft dazu beiträgt, Kosten für einen nachträglichen Umbau im Vorfeld zu vermeiden – ein klarer Vorteil unseres Portfolios, mit der wir uns zielgerichtet durch die Menge an Optionen bewegen.

Apropos bewegen: Cobots verrichten zielsicher unterschiedliche Aufgaben, benötigen dazu aber einen Menschen, der sie anleitet oder einrichtet. Müssen Maschinenbediener nun zu Programmieren werden?

Nein. Unsere Cobots können Anwender ohne umfassende Vorkenntnisse einstellen, programmieren und bewegen. Dies kann auf bis zu vier unterschiedlichen Wegen erfolgen: So kann der Bediener den Roboterarm einmal entlang des Pfads inklusive Positionen führen und ihn damit programmieren. Mithilfe von RobotStudio kann die Programmierung auch dezentral aus einem Büro erfolgen – analog zur heute oft eingesetzten CAD/CAM-Programmierung von Werkzeugmaschinen. Schließlich gibt es noch den „klassischen“ Roboter-Programmiercode RAPID sowie die neue und einfache Block-Programmierung Wizard Easy Programming: Mit der intuitiven Software können Nutzer die Roboter in wenigen Minuten für bestimmte Aufgaben programmieren, ohne dafür großen Schulungsaufwand betreiben zu müssen. Wir arbeiten dazu mit einem grafischen No-Code-Ansatz, bei dem Nutzer über eine einfach gestaltete Benutzeroberfläche Programme für die Cobots erstellen. Dabei sind Befehle wie „Stop“ oder „Move“ grafisch als Blöcke abgebildet, die Nutzer per Drag & Drop zu einem Prozess reihen können. Robotik war daher noch nie so intuitiv wie heute. Wer sie in seinem Betrieb nutzt, hat langfristig einen Wettbewerbsvorteil – und trägt entschieden zur Standortsicherung bei.

Sie sind noch gar nicht so lange bei ABB tätig. Was hat sie motiviert, den beruflichen Wechsel anzugehen?

ABB ist ein globaler, moderner Konzern, der Kunden wie Mitarbeitenden Perspektiven bietet und zudem einer der letzten Robotik Hersteller, welcher in der EU produziert. Diese Arbeitsumgebung, aber auch das Vertrauensverhältnis zwischen Führungskräften, Mitarbeitenden und Kunden macht einfach Spaß. Es ist diese einzigartige ABB-Kultur, die mir besonders am Herzen liegt.

„Robotik war noch nie so intuitiv wie heute. Wer sie in seinem Betrieb nutzt, hat langfristig einen Wettbewerbsvorteil – und trägt entschieden zur Standortsicherung bei.“

Robert Löbach, Business Development & Sales Manager, Cobot Distribution & Ecosystem (CDE), ABB Robotics

Zur Person

Robert Löbach ist ausgebildeter Mechatroniker und hat sein Wissen im Maschinenbau durch ein Studium der Mechatronik vertieft. Seine ersten 14 Berufsjahre war er in einem familiengeführten, mittelständischen Unternehmen tätig, das Automatisierungskomponenten und seit einiger Zeit auch eigene Roboter herstellt. In dieser Zeit führten ihn acht Jahre in den Export für die USA, die EU und ASEAN-Region. Zusammen mit seinen Kollegen hat er Ausgabeautomaten und später auch ganze Prozesse automatisiert. Seine Faszination für Robotik und die Suche nach einer neuen Herausforderung brachten ihn 2024 zu ABB Robotics, wo er als Business Development & Sales Manager unter anderem für den Ausbau der Partnernetzwerke für kollaborative Roboter verantwortlich zeichnet.