RoX baut KI-Ökosystem für die Robotik: Dr. Bernd Kuhlenkötter im Interview

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Künstliche Intelligenz gilt als zentraler Schlüssel, um Automatisierung und Robotik auf ein neues Level zu heben. Das Projekt RoX vereint Industrie und Forschung, um genau das zu erreichen. Ziel ist es, Grundlagen für eine Zukunft zu schaffen, in der Künstliche Intelligenz und Robotik nahtlos miteinander verschmelzen. Destination Zukunft hat mit Dr. Bernd Kuhlenkötter gesprochen, der ABB im Projekt vertritt.

Was macht RoX zu einem so wichtigen Vorhaben für die deutsche und europäische Industrie?

Robotik und Automatisierung sind essenzielle Schlüsseltechnologien, die entscheidend zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und des Wohlstands in Deutschland und Europa beitragen. In diesem Kontext spielt Künstliche Intelligenz eine zentrale Rolle: Sie treibt technologische Fortschritte voran, die unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit und Exporterfolge unterstützen und gleichzeitig neue Geschäftsmodelle ermöglichen.

Wie kam es zur Entstehung dieses Projekts?

Die Bundesregierung hat den hohen Stellenwert der KI-basierten Robotik für Deutschlands Innovationsfähigkeit erkannt. Deswegen widmete sich der Zukunftsrat des Bundeskanzlers im Jahr 2023 diesem Thema und brachte ab Herbst 2023 alle interessierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen. Das Projekt RoX wurde von Beginn an durch einen starken Anwenderfokus geprägt, da insbesondere Robotikanwender aus den Schlüsselbranchen der deutschen Industrie frühzeitig eingebunden waren. Unter der Leitung von Siemens, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Fraunhofer IPA wurden zunächst die Hauptanliegen der Anwender herausgearbeitet. Das Projekt startete nach erfolgreicher Förderbewilligung im September 2024.

Was genau sind die Ziele von RoX?

RoX adressiert sowohl die Integration von KI in robotische Systeme als auch die Nutzbarmachung von KI für robotergestützte Applikationen. Es soll ein operationaler Rahmen entstehen, der den gesamten Lebenszyklus abdeckt, von der Entwicklung bis zum Produktionsalltag. Über dezentrale Daten- und Dienste-Ökosysteme können KI-Modelle, Simulationswerkzeuge und Roboterkomponenten modular zusammenwirken, sodass sich Automatisierungslösungen adaptiv an wechselnde Produktionsbedingungen anpassen lassen. Dieses ganzheitliche System erlaubt es Anwendern und Entwicklern, Daten synergetisch zu nutzen und neue Geschäftsmodelle zu gestalten.

Können Sie Beispiele für praxisrelevante Anwendungen nennen?

Im Projektfokus stehen Anwendungsfälle, in denen heutige Robotiklösungen an ihre Grenzen stoßen. Zum Beispiel das Be- und Entladen von Lkw im Außenbereich, wo KI-gestützte Systeme mit autonomen Transporten für robustes Navigieren und präzises Stapeln sorgen sollen. Oder Kommissionier- und Kitting-Prozesse, bei denen Produkte gegriffen und geordnet abgelegt werden müssen. Ein weiterer wichtiger Use Case ist die Automatisierung der Produktion von unterschiedlichen Varianten in kleinen Stückzahlen, unterstützt durch Roboterassistenten, die per natürlicher Interaktion oder Reinforcement Learning schnell neue Aufgaben erlernen können. Zudem wollen wir die Inbetriebnahme und Neukonfiguration von Robotern mit KI erheblich beschleunigen und kostengünstiger machen.

Wie arbeitet das Projekt mit anderen Initiativen zusammen?

RoX ist eng mit Manufacturing-X verbunden, einer branchenübergreifenden Initiative zur Digitalisierung der Lieferketten in der Industrie, und baut auf dem in Factory-X entwickelten Shared Technical Base Layer auf. Darüber hinaus kooperieren wir mit der IPCEI-Cloud-Initiative, die von über 100 Partnern in zwölf EU-Staaten getragen wird. Unser Ziel ist es, ein interoperables und nachhaltiges Ökosystem zu etablieren, das langfristig Anwendung findet und für eine breitere Anwenderschaft verfügbar wird.

Wie sieht die Roadmap aus?

In den ersten sechs Monaten analysieren wir die Anforderungen und Schnittstellen und definieren die wichtigsten Gemeinsamkeiten auf der Lösungsseite. Bis Ende 2025 sollen erste Roboter-Demonstratoren aufgebaut und getestet werden. Ab 2026 wird der Ausbau der Ökosystemdienste im Mittelpunkt stehen. Zum Projektende 2027 erwarten wir vernetzte Robotersysteme mit deutlich erweiterten KI-Funktionen, die als Demonstratoren den Weg zur Marktreife ebnen können.

Welche Partner wirken bei RoX mit?

Neben ABB koordinieren auch Siemens, das DLR sowie das Fraunhofer IPA das Projekt. Weitere Partner sind unter anderem Boehringer Ingelheim, das DFKI, Fiege, Gluth, RIF, Intrinsic, INVITE, Mercedes-Benz, Roboception, Robomotion, SCHUNK, SOTEC, T-Systems, VDMA, Wacker Chemie, Würth, Yardstick, Fraunhofer IML, Dürr, Rheinmetall und SAFELOG.

Wohin wird die Reise mit RoX noch gehen?

Wir wollen mit RoX nicht nur technologische Exzellenz vorantreiben, sondern auch einen Beitrag dazu leisten, die Fachkräftesituation in Deutschland und Europa zu entspannen. Durch weitergehende Automatisierung schaffen wir eine nachhaltige Steigerung der Produktivität und sichern damit langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie.

Hinter ROX steht ein breit aufgestelltes Konsortium aus Industriegrößen und Forschungseinrichtungen. Unter Koordination von ABB arbeiten unter anderem Siemens, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie das Fraunhofer IPA eng zusammen.